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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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lyemberg schon vollkommen polonisiert war, gab es unter der wohl- habenden Bürgerschaft doch noch viele deutsche Reste aus der frü- heren Zeit. Sie schlössen sich mit den zahlreichen Offiziersfamüien und jenen der höheren Beamten zusammen und bildeten den Verein ,,Frohsinn", der seinem Namen alle Ehre machte. Die eigentliche polnische Gesellschaft, zumal der Adel, war ex- klusiv. Im Salon des Statthalters von Zal^ski kam es wohl zu einem lebhafterenKontaktzwischen der polnischen Aristokratie, denhöheren MilitärkreisenunddenOffizierender Kavallerie. Gleichwohlwurdensie vondenPolendochimmeralskaumebenbürtigeFremdeangesehen.Daß die Polen sich damals schon der kaiserlichen Gunst inhohemMaße er- freuten, änderte ihr Verhalten in keiner Weise. Und so : viel fordernd und erhaltend, aber äußerst wenig bietend, blieb ihr Verhalten stets. Eine Folge der drohenden russischen Komplikationen war es, daß in dasLand eineUnsumme Staatsgelder floß, diezum direkten Schutz des Landes und zur Verbesserung der Aufmarschverhältnisse, Forti- fikations- und Kommunikatiousbauten, namentlich von Eisenbahnen, verwendet wurde. Diese Millionen gefielen den Polen, vor allem den meist jüdischen Unternehmern sowie der adeligen Szlachta. Be- sonders letzterer gaben sie Gelegenheit, ihre zerzausten Wirtschaften zu ameliorieren oder ihr lustiges Leben in Paris oder Warschau fort- zusetzen. Doch einen Dank, einen politischen Dank, hat Österreich dafür nie geerntet. Die Wiederaufrichtimg Polens schwebte jedem einzelnen als unverrückbares Ideal vor, dagegen war alle Lieb imd Müh und selbst jede kaiserliche Gunst umsonst. Im Sommer 1883 nahm ich an einer Generalstabsreise in Mittel- galizien teil, und die Orte, die 31 Jahre später im Weltkrieg so oft genannt wurden: Grodek, Lubaczow, Krakowiec, Radymno, Jaros- lau, Przemysl usw. spielten damals bei unseren theoretischen Er- örterungen eine große Rolle. Ich erinnere mich des Detaüs, daß sich auf einem der vielen Kopec (Hügel) östlich des San ein weit sicht- bares Trigonometerzeichen befand. Damals erwähnte ich, daß ein Verteidiger es sofort niederlegen müßte. Und siehe, 31 Jahre später stand es noch und tatsächlich war ich es, der es abbauen ließ, da ich anfänglich unsererseits an eine indirekte SanVerteidigung dachte. " Nach Scliluß der theoretischen Arbeiten vollführten wir im Bei- sein des Herzogs von Württemberg einen Distanzritt nach Ungarn über den später so berühmt gewordenen Uszokpaß und zurück nach Galizien über den nicht minder oft genannten Vereczkepaß. Wir sahen dabei viel Elend, viel Schmutz und Unkultur, die sich bei der ungünstigen Witterung nur noch deutlicher präsentierten. In dieser Richtung wurde seit Generationen auf beiden Seiten des Karpathen- 56
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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