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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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kainmer geholte Requisiten, blieben die Grundlage für Friedrichs taktische Entschlüsse und Anordnungen. Über operative Leitung modemer Heere hatte er gewiß vieles gelesen, \delleicht aber nicht allzuviel zu seinem geistigen Eigentum gemacht. Ein Tak- tiker älteren Stiles im Rahmen kleiner Armee-Einheiten. Da lag die Grenze seines militärischen Könnens, beileibe aber nicht seines mili- tärischen Ehrgeizes. Ich entsinn^ mich z. B. eines Diners, wo Erz- herzog Friedrich— entre poire et fromage— mit dem Brustton der Überzeugung dem allen Mitgliedern der Dynastie eigen gewesenen Selbstgefühl ihrer providentiellen Bestimmung dahin Ausdruck gab, daß ,,in schmerigsten Momenten des Staates doch immer nur die Erzherzöge als Retter aufgetreten seien". Störend wirkte der Mangel des persönlichen freien Gedankenaus- druckes. Hierdurch zogen seine Darlegmigen auch dann nicht, wenn* er eine Idee richtig erfaßt oder— nach vorhergegangener Bespre- chung — akzeptiert hatte. Seine Kritik überzeugte daher in den seltensten Fällen und wurde meist auf persönliche Momente zurück- geführt. Immerhinmußman dem Erzherzog die Anerkennung eines Spezial- talentes zollen, das aber weder auf militärischem noch auf Staats- männischem, sorrdern auf kaufmännischem und wirtschaftlicherfi Gebiete lag. Durch eine geschickte Administration gestützt, war er stets bestrebt, in schrankenloser Konkurrenz seinen enormen Reich- tum an Geld, Land und Industrie zu vermehren. Erzherzog Fried- richsche Molkereien, auf blendend weißen Schüdern annonciert, prangten an allen Straßenecken Wiens. Schnapsbrennereien, Kelle- reien und viele andere Unternehmungen hatten ihn zum obersten Chef. Es ist wahrhaft bedauerlich, daß der Staat sich in der Wahl des Talentes vergriff und statt des wirtschaftlichen das militärische Talent in den Dienst der Öffentlichkeit stellte. Gelegentlich einer Übimg machte ich mit dem Erzherzog eine Wagenfahrt. In jener Zeit fand gerade die Vermählung des Thron- folgers mit der Gräfin Sofie Chotek statt. Erzherzog Friedrich konnte über die Braut nicht genug Ungünstiges erzählen imd meinte, daß der Kaiser über diese Wahl außer Rand und Band sei imd schwere politische Komplikationen besorge. Beim Erzherzog sprachen da jedenfalls enttäuschte Hoffnimgen mit. Unerfüllte Wünsche, unter denen seine harte, unnachsichtige Gemahlin noch tiefer litt. Ich gewann die Gunst der Erzherzogin niemals, vielleicht aus dem Grunde, daß ich die des Thronfolgers besaß. Erzherzogin Isabella war ihremGemahl geistig überlegen, gängelte ihn durch ihre Wülenskraft und beeinflußte sein Urteil— selten in 80
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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