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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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durch das Land. Der erste Eindruck im Volke und in der Intelligenz war „Elrieg!" Und auch mir sagte das Gefühl, daß jetzt vielleicht der Moment zu jener auswärtigen Aktion gekommen sei, der man früher oder später doch nicht würde ausweichen können^ und die obendreinüber die innerngroßenSchwierigkeitenhinweghelfenkönnte. Vollkommen unverständlich bleibt es mir daher, daß man diese Ge- legenheit nicht rasch dazu nützte, um unsere bosnisch-herzegowi- nische Frage in Ordnung zu bringen. Dadurch hätten die innern Zwiespältigkeiten eine natürliche Ausgleichung erfahren, zumal sich diese von selbst ergeben hätte und nicht etwa machiavellistisch kon- struiert worden wäre. Die ganzeWeltgeschichte hätte möglicherweise einen anderen Verlauf genommen. Doch man unterließ es, diesen PartherpfeÜ rechtzeitig aus dem eigenen Fleisch zu ziehen. Nach einer kurzen Manöverperiode traf der damals so viel be- sprochene Armeebefehl von Chlopy ein. Er wirkte im ganzen Lande wie eine Bombe. Der Schlußsatz: ,,Ich ^vill erhalten, was die Jahr- hunderte zusammengefügt haben", glich einer politischen Kund- gebung. Die Erregung der Gemüter wuchs. Unwillkürlich schlössen sich die Offiziere und die Vertreter der bürgerlichen Gesellschaft von einander ab, verkehrten nicht mehr mit der früheren Unbefangen- heit, und es herrschte allüberall eine ernste, gedrückte Stimmung. Nach Anschauimg der Militärs mußte das einmal gesprochene Wort in Geltung belassen, im äußersten Falle auch einem Sturme getrotzt werden. So geschah es aber nicht. Getreu dem alten Prinzip: ,,Stark gegen den Schwachen, schwach gegen den Starken", gelang es dem Regierungschef sehr bald, eine Kundgebimg der Krone zu erhalten, in der dem Lande beruhigende Worte gesagt wurden, die eigentlich entschuldigende Worte waren. Der Befehl wurde nicht zurückge- zogen, doch durch jene Kundgebung so verbrämt, daß seine Bedeu- tung nahezu zerfloß. Wir alle empfanden dies deutlich und mußten die boshaften Anspielungen und Witze über uns ergehen lassen, an denen es besonders in den satyrischen Blättern nicht mangelte. Es ist wohl natürlich, daß durch diese Vorgänge sowie durch die Agitationen, namentlich aber durch die Rekrutenverweigerungen, die Situation sich höchst unangenehm gestaltet hatte. Die Kriegsver- waltung mußte doch bestrebt sein, das Gefüge der Armee, speziell die ohnedies schon minimalen Friedensstände, wo und wie immer nur möglich, zu erhalten. Es gelang ihr dies auch durch eine Reihe völlig ingeniös erdachter Mittel. Aber freilich, auf den Geist wirkten diese Mittel imd Mittelchen nicht günstig ein, und für die Truppen imd die ihnen vorgesetzten Kommanden glich dies einer schweren Belastungsprobe, zumal die Agitation auch von außen eindrang. 8/
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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