Seite - 109 - in Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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obnun polnisch oder ukrainisch, auf jeden Fall in einem Staatsgebiet,
mit dem der Zusammenhang für immer zerrissen sein wird. Und die
vielen Tapfern, die dort den ewigen Schlaf schlafen, werden— ob
Freund oder Feind— in fremder Erde ruhen. Versunken und ver-
gessen sind die Toten und die Taten!—
Von jenem Übungsritt zurückgekehrt, mußte ich einen nochmaligen
Wechsel im Korpskommando mitmachen, da an Stelle Chavannes
Feldmarschalleutnant Gerba kam. So war ich im Laufe von nicht
viel mehr als zwei Jahren fünf Korpskommandanten unterstellt.
Ich erhieltvom Kriegsminister den Auftrag, einMemorandum über
die Reformierung der Korpsoffiziersschulen auszuarbeiten. Ehe ich
es beginnen konnte, erkrankte ich an Typhus, von dem ich erst nach
vier Wochen genas. Da ich zu meiner Erholung einen längeren Ur-
laub brauchte, konnte ich nicht als Gast zu den Kärntner Manövern
reisen, die mich sehr interessiert hätten, da dabei zum erstenmal
volle Freizügigkeit nachdem sogenannten ConradschenSystem walten
sollte, über diese Methode, mit ihren Vor- und Nachteilen, werde
ich noch später sprechen. Damals hielt man sie für ein Arkanum,
was sie natürlich nicht war. Es fochten dabei Erzherzog Eugen gegen
Potiorek. Letzterem vindizierte man den Erfolg— den man journa-
listisch eifrigst auswertete. Und jetzt sah man in ihm erst recht den
providenziellen Mann. Nicht zu seinemund nicht zu des StaatesHeü !
Mitte September fühlte ich mich erholt und fuhr nach Wien zur
Übernahme des Generalinspektorates.
b) Als Generalinspektor der Korpsoffiziersschulen
Die Korpsoffiziersschulen gelangten unter Kriegsminister Baron
Krieghammer im Herbst 1894 zur Aufstellung. Anfänglich war man
über die zu erstrebenden Ziele nicht recht im klaren. Die Anschau-
ungen schwankten zwischen einem geistigen Kommißdrill zur Herah-
bÜdung tauglicher Unterabteilungskommandanten und einer kaum
restringierten Kriegsschule hin und her. Merkwürdigerweise fand
diese Institution, die bis zum Ausbruch des Weltkrieges 20 Jahre
lang bestand, in keiner der anderen— sich doch gegenseitig belauern-
den— ArmeenNachahmung. Deshalb dürftemanaberderenWertig-
keit beileibe nicht herabmindern. Und jetzt, wo ich rückblickend
alle Heereseinrichtungen objektiv betrachte und überdies die Feld-
zugserfahrungen zur Beurteilung heranziehe, behaupte ich, daß ge-
rade diese Institution eines der allerbesten Mittel für eine zufrieden-
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Eine Lebensschilderung
- Titel
- Aus Österreichs Höhe und Niedergang
- Untertitel
- Eine Lebensschilderung
- Autor
- Auffenberg von Komarów
- Verlag
- Drei Masken Verlag München
- Ort
- München
- Datum
- 1921
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.4 x 21.6 cm
- Seiten
- 536
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918