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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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sichtlich zumAusdruck, und das Gefühl drängte sich einem auf, man stehe auf eruptivem Boden. Auch konnten wir mit freiem Auge sehen, welch großzügige und erfolgreiche Konkurrenz unser italieni- scher Bundesgenosse uns überall machte. Das wirksamste Gegen- gewicht bot nur die den Italienern eigentümliche Knauserei, die sie überall nach kleinlichem Verdienst haschen läßt. Natürlich stiegen sie hierdurch keineswegs in der Wertschätzung der Eingeborenen, die an den Italienern gleich wie an uns profitieren und sich von nie- mandem ausnützen lassen wollten. Dies war die Ansicht unserer konsularen Vertreter, dieunsauch andere wertvolle Aufschlüsse gaben. Wir besuchten Durazzo und Valona. Ersteres träumte damals noch nicht von der Ehre, einst die flüchtige Residenz des ersten und wahr- scheinlich letzten ,,Mbret" Albaniens zu werden. Man genoß einen entzückenden Ausblick auf Land und Meer, sah ein ruinenhaftes Kastell mit einem riesigen DonJon, in den man nur durch Fenster- luken den Eingang finden konnte, und ein schmutziges Fachwerk, das fünf Jahre später zur ,,königlichen Residenz" umgestaltet wurde. Von dort aus ging die türkische Straße ins Innere des Landes, nach Tirana und Elbassan, dem Stammsitz des berüchtigten Freibeuter- häuptlings Essad-Pascha aus der Klanfamilie der Topsani. Auf dieser Straße fuhr damals gerade eine den Landesverhältnissen nach ele- gante Kutsche, in deren Fond ein typischer Sohn Albions mit zwei nicht minder typischen Misses saß. Schiffspassagiere, mit denen wir gefahren waren und die freundlich und entgegenkommend getan hatten, insoweit dies eben reisenden Engländern eigen ist. Ich wette, sie fuhren als Amateur-Emissäre ins Land, um an der schon lange im Gange befindlichen Einkreisung ein wenig mitzutun. Am imposantesten präsentierte sich Valona. Damals befand sich dort eine ziemlich starke türkische Garnison. Ein eigenartiges Kul- turbildchen fiel uns besonders auf. Die Offiziere mit ihrenDamen— letztere nur leicht verschleiert— hielten imFreien eine Reunion ab. Das Ganze glich einer westlichen Gardenparty. Vielleicht schon ein Ansatz zu der drei Monate später einsetzenden, in eine Revolution ausmündenden Emanzipation. Ernsten Gedanken nachgehend, sagte ich mir, daß alle Häfen— von Antivari angefangen— eigentlich keine Häfen, sondern höch- stens Reeden waren. Von den gänzlich fehlenden Kais und sonstigen Hafenbauten abgesehen, war die Wassertiefe so gering, daß selbst unser kleines, höchstens 2000 Registertonnen haltendes Dampfboot kilometerweit draußen vor Anker gehen mußte. Diese Erkeimtnis war dann 4^/2 Jahre später mit ein Grund, daß ich als Minister die Gefahr der möglichen Besitzergreifung eines dieser Häfen durch die 8 AuffcBberg II3
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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