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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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aber einem späteren Zeitmoment vorbehalten, da wichtige Motive einer derzeitigen Veröffentlichung im Wege stehen. In den ersten Dezembertagen feierte man des Kaisers 60jähriges Regierungsjubiläum. Nach so vielen Vorläufern an Veranstaltungen v^erschiedenster Art fandam i. Dezember eine großartige Illumination statt. Tags darauf gab's überall Gottesdienst. Die Jubiläumskreuze gelangten zur Verteilung. Eine prunkvolle Galavorstellung in der Hofoper bildete den Abschluß, wobei die Volkshymne von allen An- wesenden gesimgen v\nirde. Diese Feierlichkeiten kamen sehr gelegen. Sie wirkten auf die Stimmungen so leicht zugänglichen Österreicher günstig ein. Die sich stets verdüsternde Situation ließ patriotische Stimulanzen zeitgemäß erscheinen, und sogar über Bühnen, Kaba- retts und Tingeltangels zog patriotische Stimmungsmache mit leicht kriegerischem Anklang. Als Gegenpart wurde in Böhmen in jenen Tagen das Standrecht proklamiert. Wegen revolutionärer Umtriebe! In der immer kritischer werdenden Situation fühlten sich Bertha Suttner und andere Friedenstauben berufen, einen Vortrag unter dem Motto ,,Wo bleiben dieFriedensfreunde?", zu halten. Die bekannten Anathemata waren durch einen elegischen Grundton sordiniert, fast im Gefühl, daß Lieb' und Müh' doch umsonst sei. Zuversichtlicher sprach der Pazifist Dr. Fried unter der Devise ,,Der kranke Krieg", dessen baldiges Absterben er sonnenklar nachwies. Leider zeigte sich dieser ,,Patient" wenige Jahre später als ein pausbackiger, allzu lebensfähiger Bengel. Gelegentlich meiner Besuche im Ministerium des Äußern lernte ich den interimistischen russischen Geschäftsträger, von Swerbejeff, kennen, desgleichen den russischen Militärattache Martschenko, der wenige ^Monate später auf unser dringliches Verlangen von Wien abberufen werden mußte. Ich gewann den Eindruck, daß der Lauf der Dinge diesen beiden diplomatischen Gegnern nicht so recht nach Wunsch ging. Besonders Swerbejeff war stets moroser Laune. Ich teÜte diese Beobachtung dem Minister mit, der schmunzelnd meinte, es würde doch alles friedlich ablaufen. Der papierne Erfolg! Er schwebte schon damals allen verantwortlichen Stellen— mit Aus- nahme Conrads — als höchstes und wünschenswertestes Ziel vor Augen. Am Sylvesterabend, während der großen Gratulationscour in der Hofburg, hatte ich noch eine kurze Besprechung mit Aehrenthal. Er ersuchte mich dringend, bei meiner bevorstehenden Reise ins Annexionsgebiet die Stimmung und die Verhältnisse gründlich zu erheben. 122
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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