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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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massen nicht allzuviel Raum gegeben wurde. Wie sich's später zeigte, wäre diese Vorsicht gar nicht notwendig gewesen. Anderseits war die Verantwortung eben eine außerordentlich große. Unter Kanonen- donner bezog der Monarch das Hoflager im Konak, und am Abend erstrahlte die ganze Stadt in einer herrlichen Illumination mit Höhen- feuern und Feuerwerk, Tags darauf fand die große Parade statt, die erste und einzige, die ein Monarch aus Habsburgs Stamme in Sarajewo abhielt. Sie verlief bei schönstem Wetter auf das glänzendste. Der feierliche Moment wurde noch unterstrichen, gewissermaßen in die Lande ge- tragen durch Geschützsalven, die man von allen umliegenden Höhen- forts löste. Die breiten Fronten der weit über friedensstarken Kom- panien, zum erstenmal in der neu eingeführten Felduniform aus- gerückt, die feldmäßig bepackten Gebirgsbatterien, namentlich die Gebirgshaubitzen, die einen besonders kriegerischen Anblick gewähr- ten, die Ulaneneskadronen, die zur Hälfte auf normalen, zur Hälfte auf Gebirgspferden im Galopp vorbeipreschten, gaben ein packendes müitärisches Büd. Der Kaiser spendete reiches Lob. Dagegen wählte Generaladjutant Baron Bolfras weit kühlere Ausdrücke in dem von ihm verfaßten Allerhöchsten Befehl, i) Am letzten Tag unternahm der Monarch eine Fahrt zu einem der hochgelegenen Forts, von dem man einen herrlichen Rundblick ge- noß. Bei der Rückfahrt spielte sich eine charakteristische nette Szene ab. Als der Kaiser an einem türkischen Gehöft vorbeikam, dessen Insassenzum Empfang gestellt waren, ließen die Frauen einen Augen- blick lang den Gesichtsschleier fallen, um dem obersten Landesherrn ihre Reverenz zu bezeugen. Der Kaiser schien darüber sichtlich er- freut und hieß den türkischen Damen Geschenke überreichen. Am Nachmittag huldigten die Offizierskinder dem Kaiser. Diese Ehrung hatte meine Tochter, damals ein Backfisch, arrangiert, und sie sprach auch die wohlgesetzte Anrede, ohne im geringsten aus der Ruhe zu kommen, während meiner Frau und mir das Herz klopfte. Vor der Abreise versicherte mich der Monarch nochmals seinerZu- friedenheit. 1) Wie schon oft erwähnt, nahm der Zufall in meinem Leben eine gewaltige Rolle ein, spielte mir aber hier einen bösen Streich. In meiner langen Dienst- zeit wohl viele hundert Male Abteilungen, Truppen und Heereskörper vor- führend und dabei auf den Salut stets eine peinliche Sorgfalt verwendend, passierte mir just bei dieser einen besonderen Gelegenheit dasMalheur, daßder Säbel, als ich ihn senkte, meiner Hand entglitt und zu Boden fiel. Blitzartig sprang der nächstreitende Offizier vom Pferd und reichte mir den Säbel. Der Zwischenfall wurde von wenigen bemerkt, immerhin war es mir, als hörte ich den Teufel kichern ob seiner gelungenen Perfidie.
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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