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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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gab ich mich für den Ernstfall nicht dem geringsten Optimismus hin^ bekenne aber, daß ich die quantitative und qualitative Schlagkraft der Serben doch noch unterschätzt habe, die sich schon im Balkan- krieg 1912 zur allgemeinen Überraschung zeigte. Bei meinen Inspizierungen besuchte ich auch die industriellen Be- triebe des Landes: die großen Salinenanlagen bei Tuzla (von Reichs- deutschen betrieben), die Salzförderungsanlagen und Mineralwasser- gewinnung— aus der bekannten ,,Guberquelle" — in Srebernica, die Erz- und Kohlenwerke in Zenica und Vares, die Karbidwerke in Jajce und vor allem die nicht ganz zum Vorteil des Landes geschaf- fenen riesigen Säge- und Holzgewinnungswerke südlich Doboj und in Petrovac (deutsche Firma Steinbeis). Vielversprechende Ansätze einer Großindustrie, die jedoch fast durchwegs in ausländischen, na- mentlich reichsdeutschen Händen war. Kaisers Geburtstag verbrachte ich im Lager von Han Piesak, inüber 1000mHöhe, in herrlichenWäldern auf derRomanja gelegen, wo die I, Infanterietruppendivision konzentriert war. Dort erhielt ich auch die telegraphische Nachricht meiner Ernennung zum Inhaber des siebenbürgischen Infanterieregiments Nr. 64. Ein ausgezeichnetes, fast ausschließlich aus Rumänen formiertes Regiment, das sich auch im Weltkriege hervorragend bewährte. Nach der Kaisermesse ver- einigte uns auf einer Waldwiese das übliche Festmahl. Im gemüt- lichen Teil desselben stimmten wir Rundgesänge an und bewirteten die Bewohner der umliegenden Weiler. Der ausgezeichnete Gendar- meriekommandant Snjaric hielt eine Ansprache an die serbische Bevölkerung, der unzählige Zivios folgten. Und schließlich setzten diese Naturkinder in ihrer Freude ein paar einzelstehende Bäume als Festfackeln in Brand. Es war die stimmungsvollste Kaiserfeier, die ich in meinem Leben mitmachte. Danach begannen die Manöver auf der Romanja, wozu fast das ganze Korps konzentriert war. Bei diesen Manövern stand auch der Flügeladjutant und Vorstand der Militärkanzlei des Thronfolgers, Oberstleutnant Brosch, als Truppenführer in Verwendung. Nach Ab- schluß der Übungen übergab er mir die reservate Meldung, daß der Erzherzog mich zum Kriegsminister ausersehen habe. Zu den sach- lichen Differenzen, die schon lange zwischen Franz Ferdinand und dem Minister bestanden, waren allmählich auch persönliche hinzu- getreten, so daß das Zusammenarbeiten sich immer schwieriger ge- staltete. Daher strebte der Erzherzog in seiner impulsiven Art einen Personenwechsel an, und die Wahl fiel auf mich, der ich diese Nach- richt mit sehr geteilten Gefühlen empfing. Das Ziel meiner Wünsche und meines Ehrgeizes bildete damals der Posten eines Landeschefs 136
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Titel
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Untertitel
Eine Lebensschilderung
Autor
Auffenberg von Komarów
Verlag
Drei Masken Verlag München
Ort
München
Datum
1921
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.4 x 21.6 cm
Seiten
536
Kategorien
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