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Michael Tangl (1861–1921) 79
wenige Tage vor seinem Tod in Meran aufsuchte, brachte mir seine letzten Grüße, aber
begleitet von Flüchen auf Mühlbacher und seiner Misbilligung [!], daß ich von Beinflu-
ßung durch ihn nicht freigeblieben sei. Ich habe mich möglich [!] vorsichtig gefaßt und
manches verschwiegen ; aber daß das letzte Jahrzehnt in Rom 1891–1901 den Abstieg von
der Höhe bedeutete, mußte ich doch, für den Wissenden kennbar, zwischen den Zeilen
andeuten. Wirklich interessant sind die Aktenstücke, die uns Sickel über die Monumenta-
Frage geschenkt hat, und die Angaben Jungs in seiner Ficker-Biographie241 scheinen das
Verdienst, das Sickel in seinem „Kommentar“ für sich in Anspruch nimmt, in der Tat zu
bestätigen. In der heutigen „Sonnabend-Beilage“ der Vossischen Zeitung (Besprechung
von Simonsfelds Jahrbüchern242) steht eine ebenso unwahre wie ungezogene Bemerkung
von Helmolt243 gegen Sie. (der Band sei so spät erschienen, weil Simonsfeld auf Ihre Aus-
gabe der DD. Friedrichs I. hätte warten wollen ! !).
Mit den besten Grüßen und Empfehlungen von Haus zu Haus,
Ihr M. Tangl.
1908 August 20, Brief an Emil von Ottenthal
IÖG, MGH Diplomata, Ordner 2. Doppelblatt, Briefkopf MGH. Mit Stift auf der ersten
Seite : b(eantwortet) 4/9.
Wien d. 20.VIII.1908
Sehr verehrter Herr Kollege !
Ihre Absage wurde nicht nur von mir, sondern von allen Kongreßteilnehmern, mit denen
zu sprechen ich Gelegenheit hatte, lebhaft beklagt. Da auch Chroust244 im letzten Au-
genblick absagte, war gerade die Vortragsordnung für Freitag d. 7. arg gestört, während
sich sonst in meiner Sektion alles programmmäßig abwickelte. Der Verlauf im ganzen
war viel günstiger und vor allem viel ernsthafter, als ich erwartet hatte. Auch der Besuch
meiner Sektion gestaltete sich überraschend gut. Nur der Gesamtbesuch blieb weit hinter
den Erwartungen der Sanguiniker zurück, besonders Eduard Meyers245, den allein oder
doch hauptsächlich die Schuld trifft für die Wahl des nicht nur ungünstigen, sondern fast
unmöglichen Zeitpunkts. Ich hatte Ihnen alles Gruppenmaterial, das irgend für Sie in Be-
tracht kommt, zurecht gelegt, in der Hoffnung, daß Sie es in einer freien Stunde bei mir
241 J[ulius] Jung, Julius Ficker. Ein Beitrag zur deutschen Gelehrtengeschichte (Innsbruck 1907).
242 Henry Simonsfeld, Jahrbücher des Deutschen Reiches : Friedrich I. (Leipzig 1908). Die Besprechung er-
schien unter dem Titel „Die Anfänge Kaiser Friedrich Rotbarts“ in der Sonntagsbeilage Nr. 27 zur Vossischen
Zeitung Nr. 311 (5.7.1908) 209f.
243 Vgl. zu ihm NDB 8, 502f.
244 Vgl. zu ihm den Beitrag von Peter Herde in diesem Band.
245 Vgl. zu ihm NDB 17, 309–311.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 2
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 678
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien