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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Seite - 106 -
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106 Peter Herde Beschwerde Henners und Stölzles gaben Senat und Ministerium statt und erklärten, der von der Fakultät abgelehnte Antrag hätte dem Senat vorgelegt werden müssen. Auch im Falle des für Chroust beleidigenden Schreibens Brenners verhielt sich der Se- nat zunächst korrekt : er schloss sich dem Missbilligungsbeschluss der Fakultät gegenüber Chroust nicht an, teilte die Ansichten Brenners über Chroust nicht und forderte ihn auf, Chroust eine beruhigende und befriedigende Erklärung abzugeben, was Brenner am 23. Juni 1901 brieflich an Chroust und am 3. Juli 1901 vor zwei Zeugen tat75, womit sich Chroust zwar, soweit die Person des Professors Dr. Brenner in Frage kommt, zufriedengab, aber am gleichen Tag dennoch aus anderen Gründen Beschwerde direkt beim Kultusministerium einlegte, was von der Fakultät kritisiert wurde, und dabei den Vorwurf erhob, Brenner habe den Brief, den dieser als halboffiziell bezeichnete, mit Wissen und Zustimmung der Fakultät geschrieben. Er forderte, dass der Fakultätsbeschluss aufgehoben werde und dass bei seiner Beförderung seine politische Haltung nicht Gegenstand einer Untersuchung oder gar von ausschlaggebender Bedeutung sein dürfe. Mit aller Entschiedenheit betonte Chroust, dass ich meine Stellung als Geschichtslehrer und liberaler Katholik nicht dahin auf- fasse, für bestimmte Richtungen im politischen oder kirchlichen Leben vom Katheder Partei zu ergreifen, […] vielmehr halte ich es für meine Pflicht, alle Lebensäußerungen in Staat und Kirche leidenschaftslos und gewissenhaft zu prüfen und das Ergebnis dieser Prüfung, nach welcher Seite es auch fallen mag, in einer Form und in einem Ton vorzutragen, der bei allen Hörern die Vermutung ausschließen soll, als wollte ich ihr kirchliches oder politisches Empfinden beeinflussen oder gar stören. […] Wahrer Liberalismus, zu dem ich mich freudig bekenne, besteht niemals darin, andere in ihren religiösen oder politischen Anschauungen zu kränken, nur Schattenseiten hervorzuheben, die Lichtseiten aber zu verhüllen […]. Chroust beanstandete auch, dass im Falle seiner beantragten Beförderung eine Kommission einge- setzt wurde, was für solche Fälle in Würzburg früher nicht üblich war, und dass man einen Nichtfachmann (Brenner) berief, dagegen einen verfügbaren Fachmann überging und nach allen Himmelsrichtungen Erkundigungsbriefe wegen eines Mannes aussandte, der keineswegs zurückgezogen und seit drei Jahrzehnten unter den Augen der Fakultät lebt und wirkt – ein im akademischen Leben geradezu unerhörter Vorgang, der obendrein geeignet ist, mich nach außen zu diskreditieren […]. Die fast ausnahmslos günstigen Auskünfte auf jene Anfragen, von denen die Befragten mir zum Teil selbst Nachricht gaben, hätten dann jedoch auf die Entscheidung der Kommissions- und Fakultätsmehrheit keinerlei Einfluss geübt […]. In der Fakultät erklärten Henner, Stölzle und Unger die Beschwerde Chrousts für berechtigt, die Mehrheit lehnte sie jedoch ab und erklärte, dass die zweite Geschichtsprofessur an einen Liberalen vergeben werden müsse, wofür Chroust keine ausreichende Gewähr böte. Der 75 Abschriften in UAWb, ARS Nr. 1621. Auch hier und später versuchte Brenner, seine beleidigenden Auslassun- gen herunterzuspielen.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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