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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Seite - 126 -
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126 Peter Herde gekehrt161. „Ultramontan“ war Chroust ganz sicher nicht, und sein Deutschnationa- lismus war zu österreichisch, um ihm zu helfen. Obschon in polemischer Absicht vor- gebracht, sah der Zentrumsabgeordnete Gerstenberger die tiefer liegenden Gründe der schweren Auseinandersetzungen wohl richtig, wenn er „gesellschaftliche“ Divergenzen anführte162, bei denen die katholische Konfession Chrousts für seine Gegner nur eine von mehreren negativen Kriterien bildete. Und hinzu kam : er hatte nicht „gedient“, war nicht Reserveoffizier und auch daher nicht salonfähig163. Die gefühlsmäßige Ablehnung, mit der man ihm bereits in München vielfach begegnete, war neben seiner Veranlagung verantwortlich für „die Härte seines Charakters“, wie es sein Freund Anton Bigelmair ausdrückte164, die „durch die schwere Jugendzeit und durch die Widerstände der spä- teren Zeit verstärkt“ wurde. So konnte es geschehen, dass er „bei der Verfolgung seiner Ziele zuweilen die gebotenen Rücksichten auf Menschen und Verhältnisse vermissen“ ließ165. In dem geschilderten schweren Streit haben sich der Kultusminister und die Juristen des Ministeriums korrekt verhalten, die Schuld an den Vorgängen gleichmäßig verteilt, die Machenschaften der Mehrheit von Fakultät und Senat durchschaut und Chroust auch wissenschaftlich Gerechtigkeit zuteil werden lassen, indem sie ihn – wie auch seinen Kontrahenten Förster – zum Ordinarius beförderten ; beide haben das in sie gesetzte Vertrauen später voll gerechtfertigt. Mit großem Respekt nimmt man dane- ben das eigenständige und gerechte Urteil in dieser Sache zur Kenntnis, das Sebastian Merkle, der selbst in seinen ersten Jahren in Würzburg zahlreichen unfairen Angrif- fen ausgesetzt war166, und andere Professoren der Minderheit mutig vertraten. Umso betroffener machen muss hingegen der Mangel an Gerechtigkeitssinn und Augenmaß der Mehrheit von Fakultät und Senat, darunter eines so vorzüglichen Historikers wie 161 Aus der umfangreichen psychologischen Forschung verweise ich nur auf Henri Tajfel, Gruppenkonflikt und Vorurteil. Entstehung und Funktion sozialer Stereotypen (Bern/Stuttgart/Wien 1982) 70ff., 96f. 162 Wie oben bei Anm. 96. 163 In einem vielfach militaristisch geprägten Umfeld (vgl. oben Anm. 128) hatte es Chroust daher schwer. Vgl. das Protokoll der Verhandlungen des Ausschusses der Gesellschaft für fränkische Geschichte vom 28.05.1938 in : Dokumente (wie Anm. 47) 241, Nr. 103. Wörtlich sagte Chroust : „Er sei zwar nie Offizier gewesen, habe aber aus deren Kodex gelernt, nie das zu tun, was der Gegner wünscht, und einen angegriffenen Posten nicht zu räumen.“ 164 Bigelmair, Lebensläufe (wie Anm. 10) 107. 165 Ebd. 166 Theodbald Freudenberger, in : Sebastian Merkle, Ausgewählte Reden und Aufsätze, hg. v. Theobald Freudenberger (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 17 , Würzburg 1965) 12ff.; Klaus Ganzer, Sebastian Merkle (1862–1945), Theologe, in : Lebensbilder bedeu- tender Würzburger Professoren, hg. v. Peter Baumgart (Quellen und Beiträge zur Geschichte der Universi- tät Würzburg 8, Neustadt a. d. Aisch 1995) 233ff.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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