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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Seite - 127 -
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Anton Chroust (1864–1945) 127 Ulrich Wilcken167, die den Streit zweier Kollegen, an dem beide ein etwa gleiches Maß an Schuld traf, dazu nutzen wollten, den sozial und weltanschaulich Ungeliebten der beiden wissenschaftlich schwer zu schädigen und die darüber hinaus die Angelegenheit durch Vertrauensbruch, also in rechtswidriger Weise, mit ihren politischen Freunden dazu nutzten, einen ihnen politisch und ideologisch nicht genehmen Kultusminister zu stürzen. Chroust hat auch später erbitterte Gegner gefunden, sich aber als Gelehrter und Wissenschaftsorganisator hohe Verdienste erworben, die auch bald anerkannt wurden, wenn ihm auch zur Erreichung der höchsten akademischen Ehren die Protektion der Lobby fehlte. Und schwer wiegt das Urteil eines der bedeutendsten deutschen Mediävis- ten der 1930er-Jahre, der erst später zu Chroust gestoßen war und von ihm in Würzburg promoviert wurde, obschon er ihm weder politisch noch konfessionell nahestand, und der später noch nicht einmal die Würde eines Professors erreichte : Carl Erdmann, der entschiedene und dadurch auf jede Karriere verzichtende Gegner des Nationalsozia- lismus168. In der Einleitung der von ihm herausgegebenen Sammlung von Aufsätzen Chrousts169 schreibt er über seinen Lehrer : „Er vermag wie wenige Menschen das Be- wusstsein zu haben, dass er nichts durch fremde Protektion, sondern alles durch eigene Leistung erreicht hat. Seine Kämpfernatur hat im Laufe der Jahre eine lange Reihe von Widerständen siegreich zu überwinden vermocht. Der Unterzeichnete als sein Schüler und einstiger Assistent, der in 15 Jahren von ihm nichts als Gutes erfahren hat, kann bezeugen, wie Chroust das Sachliche über das Persönliche zu stellen wusste.“ 167 Siehe oben Anm. 65. 168 Friedrich Baethgen, in : DA 8 (1950) 251ff.; ausführlicher ders., in : Carl Erdmann, Forschungen zur politischen Ideenwelt des Frühmittelalters. Aus dem Nachlass des Verfassers hg. v. Friedrich Baethgen (Berlin 1951) VIIIff.; Nachdruck ders., Mediaevalia. Aufsätze, Nachrufe und Besprechungen 2 (Schriften der MGH 17/2, Stuttgart 1960) 505ff. Erdmann, geb. 27.11.1898 in Dorat, war übrigens Professorensohn, hatte evangelische Theologie in Berlin, dann Geschichte in München und Würzburg studiert. Seit 1920 Mit- arbeiter Paul Kehrs am Preußischen Historischen Institut in Rom, seit 1932 in Berlin, wo er sich habilitierte, musste er wegen seiner politischen Haltung seine Dozentur aufgeben und wurde Mitarbeiter bei den MGH. Am 07.05.1945 starb er in Agram als Soldat an Fleckfieber. Baethgen schilderte ihn als Menschen „von seltener Reinheit der Gesinnung und von einer Festigkeit des Charakters, wie man ihr nicht gerade häufig begegnet“ (DA 8, 252). 169 Erdmann, Einleitung (wie Anm. 10) VIII.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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