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148 Klaus Wachtel
erfolglos ; am Ende wurde er im September 1932 im Rahmen des wegen Sparmaßnahmen
vorgenommenen Stellenabbaus in den zeitlichen, 1936 in den endgültigen Ruhestand
versetzt121. Den Titel eines Hofrats hatte Groag bereits 1924 erhalten122, war 1925 mit
dem Titel eines a.o. Professors ausgezeichnet und 1933 zum korrespondierenden Mitglied
der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste in Prag gewählt worden123.
Im privaten Leben Groags hatte es bereits einige Jahre zuvor einschneidende Verände-
rungen gegeben : Am 17. Januar 1928 war seine Mutter gestorben, mit der er anscheinend
innig verbunden gewesen war. Kurz zuvor, am 8. Januar, hatte er Alberta Schaschek ge-
heiratet124. Es war eine späte Heirat, denn Groag war bereits 55 Jahre alt, während Berta
52 Jahre zählte125. Ein mit Groags Frau verbundenes Rätsel gibt ein Testament auf, das
Groag sechs Jahre nach der Heirat verfasst hat und in dem seine Frau mit keinem Wort
erwähnt wird126. Erklärungen für diese auffallende Tatsache müssen mangels konkreter
Anhaltspunkte ins Reich der Spekulation gehören. Das Testament enthält auch einen
sehr beachtenswerten Hinweis auf die Persönlichkeit Groags. Es werden darin nämlich
Schriften Groags zum Tierschutz genannt. Im Katalog der ÖNB finden sich nun interes-
santerweise unter Groag, Edmund II (also dort nicht als identisch mit Nr. I angesehen)
zwei Arbeiten von 1929 mit den Titeln „Die Barbarei des Hundefanges“ und „Das Elend
der Kettenhunde“. Es handelt sich dabei um zwei Vorträge, die Groag auf dem Internati-
onalen Tierschutzkongress hielt, der vom 12. bis 17. Mai 1929 in Wien stattfand. Aus den
Kongressakten ergibt sich auch, dass Groag Vizepräsident des Wiener Tierschutzvereins
war ; 1931 bis 1933 ist er als Mitglied des Vereinsvorstands in der Zeitschrift „Tierfreund“
genannt. Groag schrieb auch den Beitrag „Ein Tierfreund im klassischen Altertum“, mit
dem er den griechischen Schriftsteller, Popularphilosophen und Verfasser von Biografien
Plutarch meinte127.
Der kämpferische Ton, mit dem Groag gegen die staatlichen Hundefänger und das
Anketten von Hunden Partei ergriff, fällt ebenso auf wie das starke Mitgefühl für die Tier-
welt. So wundert es nicht, dass Groag bei Plutarch vegetarische Tendenzen entdeckte, und
121 Vgl. zu diesen Vorgängen ebd. 34f.
122 Beantragt am 11.07.1924 : NB 1073/1924, ÖNB Archiv.
123 Der Vorschlag zur Professorenernennung findet sich im UAW, PA Edmund Groag. Dass die Ernennung auch
tatsächlich erfolgt ist, geht aus einem Schreiben des Unterrichtsministeriums an das Rektorat der Universität
Wien vom 22.04.1938 hervor, in dem unter den beurlaubten Professoren auch der tit.a.o. Prof. Edmund
Groag verzeichnet ist. Zur Mitgliedschaft von 1933 siehe oben.
124 Trauungsbuch des Pfarramtes Ober-St. Veit in Wien, Tom XIII-N, fol. 53.
125 Alberta, Tochter von Jan Šašek und Katharina Obrovná (?), wurde am 15.04.1876 in Prag geboren und verzog
1907 nach Wien (Auskunft des Kreisarchivs in Deutschbrod).
126 Das Testament befindet sich in der ÖNB, Handschriftenabteilung ; Kat.-Nr. Cod. Ser. 23698.
127 Österreichischer Tierschutzkalender 3 (1930) 62–64. Zu Plutarch siehe PIR P2 526 ; RE 21 (1949) 636−962
= Konrad Ziegler, Plutarch von Chaeronea (Stuttgart 21964).
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 2
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 678
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien