Seite - 177 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
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Max Dvořák (1874–1921) 177
illuminierten Handschriften in Österreich“ realisiert wird38. Schon die Hausarbeit für das
IÖG ist diesem Themenbereich entnommen : „Miniaturen des Evangeliars des Johann von
Troppau in der Wiener Hofbibliothek“39. Dvořák publiziert 1900 den Aufsatz „Byzanti-
nischer Einfluss auf die Miniaturmalerei im Trecento“40, 1901 dann die schon erwähnte
Habilitationsschrift „Die Illuminatoren des Johann von Neumarkt“, welche die Fragestel-
lung der Institutsarbeit aufgreift41. In der Folge arbeitet er nur noch über fachspezifisch
kunsthistorische Themen ; das gilt auch für seine allerdings immer seltener werdenden
tschechisch geschriebenen Beiträge42. Ab 1905 veröffentlicht er nur noch auf Deutsch.
I.3 Wien : Universitätslehre und Denkmalpflege in der Nachfolge Alois Riegls und Franz
Wickhoffs
Dvořáks Position als in Wien habilitierter Tscheche erschwert anfangs seine akademische
Laufbahn. 1904 wird er einerseits als neuer Professor an der tschechischen Universität Prag
mit dem Argument nicht in Erwägung gezogen, dass er vorwiegend in Wien tätig sei43. Als
er nach Riegls Tod 1905 in Wien zum außerordentlichen Professor berufen wird44, führt
dies andererseits zu Protesten deutschnationaler Studenten und zu kritischen Zeitungsbe-
richten (eine unrühmliche Rolle spielt dabei offenbar der schon erwähnte, aus Prag kom-
mende Josef Neuwirth, seit 1899 Kunstgeschichte-Professor an der Wiener Technischen
Hochschule45). Wickhoff hält jedoch zu Dvořák und ist demonstrativ bei dessen Antritts-
vorlesung im Hörsaal des IÖG anwesend46. 1905 übernimmt Dvořák (ebenfalls als Nach-
folger Riegls) die Funktion des Generalkonservators in der k. k. Zentralkommission für
Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale (ab 1911/13 : Staats-
38 Vgl. Wickhoff, Gutachten zu Dvořák, 08.07.1905 (wie Anm. 13) : […] für das von mir initiierte Verzeichnis
der Miniaturhandschriften in Österreich hat er [Dvořák] zwei Bände der Miniaturen im Königreiche Böhmen fast
vollendet, zwei Foliobände deren Veröffentlichung leider wegen Geldmangels noch hinausgeschoben werden musste.
39 Dvořák, Curriculum vitae (wie Anm. 27).
40 In : MIÖG Erg.-Bd. 6, 1901 792–820. Von Benesch, Dvořák (wie Anm. 3) 161, irrtümlich als Instituts-
hausarbeit bezeichnet.
41 Vgl. Dvořák, Illuminatoren (wie Anm. 16) 78 Anm. 1 : Der Aufsatz entstand im Zusammenhang mit den
unter Wickhoffs Leitung durchgeführten Arbeiten „zum Zwecke einer kunsthistorischen Katalogisierung
sämtlicher Miniaturhandschriften in österreichischen Bibliotheken“.
42 Vgl. Filipová, Historiography (wie Anm. 17) 181–185.
43 Klement Benda, Rozmach oboru. Zitiert nach : Filipová, Historiography (wie Anm. 17) 191. Die Professur
bekam Bohumil Matějka.
44 Sein Dienstverhältnis begann am 01.10.1905. Vgl. UAW, Phil. Fak., PA Max Dvořák.
45 Vgl. den Brief Dvořáks an Josef Šusta vom 09.07.1905, in : Dvořák, Listy (wie Anm. 22) 150. Dazu
Filipová, Historiography (wie Anm. 17) 182 und 191.
46 Rokyta, Dvořák (wie Anm. 10) 86f (nach dem Nachruf von Matějček vom 19.02.1921) 89 (nach dem Au-
genzeugenbericht Jaroslav Helferts).
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 2
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 678
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien