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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Seite - 305 -
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Heinrich (Ritter von) Srbik (1878–1951) 305 „nordisch“ argumentiert222 ; dafür lassen sich zwei Gründe ausmachen : Zum einen hatte die Sprachwissenschaft das Slawische gerade so als Sprachzweig der indogermanischen Sprachfamilie erwiesen wie das Germanische, und da es zu Srbiks Lebzeiten üblich war, von der indogermanischen Natur einer Sprache auf eine „nordische“ Herkunft von de- ren Sprechern zu schließen, hätte eine „nordische“ Argumentation Srbik dem Verdacht ausgesetzt, das Ursprungsvolk seines Großvaters mit Namen Srbik durch ein Spielen über die „nordische“ Bande letztlich doch auf ein und dieselbe Stufe mit dem deutschen Volk stellen zu wollen. Zum anderen ist der „nordische Gedanke“ an der Universität Wien schon in den 1920er-Jahren von einem anderen Ordinarius vertreten worden, der auf Srbik in höchstem Maße antipathisch wirken mußte, nämlich vom Kunsthistoriker Josef Strzygowski223. Dieser Ikonoklast bekämpfte so gut wie alles, was einem Strukturkonser- vativen wie Srbik heilig sein musste : er lehnte die „römische Machtkunst“ und das Barock als „unnordisch“ ab und verwarf auch die traditionellen Strukturen und Rituale des Uni- versitäts- und Akademiebetriebs ; dementsprechend suchte ihm Srbik nach Möglichkeit zu schaden224, und eine Übernahme seiner Argumentation und Terminologie verbot sich von selbst. Schon die soeben angeführten wenigen, aber durchaus typischen Zitate lassen allein den Schluss zu, dass der längst wohletablierte „Mandarin“ Srbik, der sich ja nicht erst durch ein anpasserisches Verhalten einen Platz an der Sonne erkämpfen musste, alle einen nach üblichem Sprachgebrauch genuinen Nationalsozialisten ausmachenden inhumanen und in letzter Konsequenz verbrecherischen Ressentiments geteilt hat und darum selbst als genuiner Nationalsozialist anzusprechen ist. Eine solche Bewertung Srbiks entspricht einer offenen und verdeckten Rechtfertigung des Nationalsozialismus in seinem Spät- 222 Vgl. das Urteil „Er lehnt eine Bewertung rassischer Triebkräfte in der Geschichte ab“ in seinem Gau-Akt, Graf-Stuhlhofer, Opportunisten (Bibl.) 154 mit Anm. 25. 223 Vgl. zu diesem die Literatur bei Pesditschek, Barbar (wie Anm. 106) 461 Anm. 2360 und jetzt weiters noch Carola Jäggi, Ex Oriente Lux : Josef Strzygowski und die ‚Orient oder Rom‘-Debatte um 1900, in : Okzident und Orient = Sanat Tarihi Defterleri/Kunsthistorische Hefte 6 (2002) 91–109 ; Suzanne L. Mar- chand, German Orientalism in the Age of Empire. Religion, Race, and Scholarship (Cambridge 2009) 403–410 ; Götz Pochat, Gerhard Schmidt, Georg Vasold, Der Beitrag der Kunstgeschichte zur Ausfor- mung der Humanwissenschaften, in : Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften 5 : Sprache, Li- teratur und Kunst, hg. v. Karl Acham (Wien 2003) 418–444, hier bes. 418–424 ; Ulrich Tragatschnig, Josef Strzygowski. Ein Kunsthistoriker zwischen Modernität und „Nordstandpunkt“, in : Kunst und Wissen- schaft aus Graz 2 : Kunst und Geisteswissenschaften aus Graz. Werk und Wirken überregional bedeutsamer Künstler und Gelehrter : vom 15. Jahrhundert bis zur Jahrtausendwende, hg. v. Karl Acham (Wien/Köln/ Weimar 2009) 593–608. 224 Vgl. Josef Strzygowski, Geistige Umkehr. Indogermanische Gegenwartsstreifzüge eines Kunstforschers (Kultur und Sprache 11, Heidelberg 1938) 251 : „Als ich die Altersgrenze erreichte und zurücktrat, wurde das Institut in so mutwilliger Weise zerstört, daß der sterbende Humanismus damit wohl eine seiner letzten Heldentaten verrichtet haben dürfte. […] Der schuldige Teil war der damalige Dekan H. v. Srbik.“
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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