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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Seite - 333 -
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Seite - 333 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2

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Gustav Pirchan (1881–1945) 333 schule und im Untergymnasium in Jitschin Tschechisch14. Anschließend besuchte er von 1895 an das deutsche Gymnasium im nahen Arnau (Hostinné), wo er am 14. Juli 1899 das Maturanten-Zeugnis erhielt. Der tschechische Historiker Karel Kazbunda15, der ebenfalls aus Jitschin stammte und dessen Vater am dortigen tschechischen Gymnasium Lehrer war, erinnerte sich in seinen Memoiren an Pirchan, den er von klein auf kannte16. Kazbundas Mutter empfahl ihrem Sohn damals, sich Pirchan aufgrund seiner ausgezeichneten Schulnoten sowie seines fei- nen Benehmens und Auftretens zum Vorbild zu nehmen. Später überzeugte sich Kaz- bunda anhand der Schulzeugnisse im Archiv davon, dass Pirchan in Jitschin durchgängig sehr gute Noten hatte. Als Erwachsener erfuhr Kazbunda später, dass Pirchans Mutter streng deutschnational und antitschechisch eingestellt gewesen sei und darauf gedrängt habe, dass ihr Sohn eine deutsche Schulbildung erhalte und an der deutschen Universität studiere17. Während Pirchan in seinen Studienbüchern immer den Namen und Beruf des Vaters angeben musste, enthalten sie keine Informationen über seine Mutter. In der Zwischen- kriegszeit lebte sie in Eggenburg in Österreich, wo Pirchan sie regelmäßig besuchte. Auch 14 Von Geburt ein Deutscher, ist er auch der böhmischen Sprache vollständig in Wort und Schrift mächtig, da er nicht nur die Volksschule, sondern auch das Untergymnasium zu Jitschin an der dortigen böhmischen Volksschule und an dem k.k.-böhmischen Obergymnasium stets mit Auszeichnung absolviert hat. Köpl an das k.  k. Statthalterei- Präsidium, 01.05.1908. NA, AR–ČM, PA Pirchan, Sig. II, K. 4, Inv.-Nr.  20. Pirchan selbst erwähnt in den verschiedenen Fassungen seines Lebenslaufs den Besuch der tschechischen Schulen nicht. 15 Zu Kazbunda vgl. Stanley B. Winters, In Remembrance Karel Kazbunda 1888–1982, in : Austrian History Yearbook 17 (1981) 581–582. 16 Mé archivní poslání ve Vídni, Bl.  148. ANM, NL Kazbunda, K. 32. 17 Ebd. Diese Information erhielt Kazbunda von dem Historiker Rudolf Koss. Dieser entstammte einer Prager deutschen Familie, studierte Geschichte und Philosophie an der Deutschen Universität und besuchte das IÖG in Wien. 1912 wurde er an der Prager deutschen Universität für österreichische Geschichte habilitiert. Wie seine beiden Kollegen Bergl und Pirchan wirkte Koss an der Übergabe von Archivalien aus den Wiener Archi- ven an die Tschechoslowakei mit. Von 1918 bis zu seinem Tod 1929 arbeitete er als Archivar im Böhmischen Landesarchiv. Von seinen guten Beziehungen zu den tschechischen Kollegen zeugen u.a. die Nekrologe von Kazbunda und Mendl. Deutsche nationalistische Kreise machten Koss seine nicht eindeutige nationale Hal- tung zum Vorwurf. So scheiterte Koss’ Berufung zum Professor an der Deutschen Universität 1920 an dem Protest des Althistorikers Heinrich Swoboda, der Koss vorwarf, sich während seines Studiums in den ersten sechs Semestern zur tschechischen und nur in den letzten drei zur deutschen Sprache bekannt zu haben. Zudem verwies Swoboda auf einen angeblich „protschechoslowakischen“ Aufsatz Koss’ im Prager Tagblatt vom 09.11.1918. Vgl. Kolář, Die Geschichtswissenschaft (wie Anm. 3) 108 ; ders., Geschichtswissenschaft in Zentraleuropa 1 (wie Anm. 3) 204 (Kolář gibt fälschlich Karl Maria Swoboda als den Protestierenden an, doch handelt es sich nach einem Hinweis Karel Hruzas um den älteren Heinrich Swoboda) ; Karel Kazbunda in : Český časopis historický (ČČH) 35 (1929) 450f ; Bedřich Mendl in : Časopis archivní školy (ČAŠ) 7 (1930) 124f ; Alena Pazderová, Rudolf Koss, in : Sborník prací členů socialistického svazu mládeže Státního ústředního archivu (Praha 1985) 54–93.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
2
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
678
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien
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