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Gustav Pirchan (1881–1945) 335
der spätere Prager Archivar Josef Borovička gehörte21. Für dessen Besuch erhielt er ein Sti-
pendium der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in
Böhmen22. Im Gesuch um das Stipendium betonte er seine Verbundenheit mit Böhmen
und die Absicht, dort in Zukunft tätig werden zu wollen23.
Nach der Rückkehr nach Prag promovierte Pirchan bei Bachmann und Werunsky
mit einer Arbeit „über den Ausdruck nobilis in einigen baierischen Rechtsquellen des
Frühmittelalters“24. Das zweistündige Fachrigorosum zur Mediävistik und Geschichte
Österreichs sowie das einstündige Rigorosum zur Philosophie legte er am 27. Juni 1906
bei seinen beiden akademischen Lehrern ab, beide Male mit ausgezeichnetem Erfolg. So
wurde er am 9. Juli 1906 zum Doktor der Philosophie promoviert. Anschließend wirkte
Pirchan ein Schuljahr lang vom 15. September 1906 bis 15. Juli 1907 als Vertretungs-
lehrer an der deutschen Staatsoberrealschule in Brünn, wo er wöchentlich 19 Stunden
Deutsch, Geografie und Geschichte unterrichtete25.
II. Staatsarchivar in der Habsburgermonarchie und in der
Tschechoslowakei
Mit Erlass des k. k. Ministers des Innern vom 13. August 1907 wurde Pirchan zum
staatlichen Archivpraktikanten im k. k. Statthalterei-Archiv in Prag ernannt, wo er am
31. August 1907 seinen Dienst antrat. Seit jener Zeit lebte er in einer kleinen Zwei-
21 Pirchan schrieb keine Hausarbeit und legte auch die Abschlussprüfung nicht ab. Im nachfolgenden 27. Kurs
(1907–1909) wurden Wilhelm Wostry und Václav Hrubý ausgebildet. Vgl. Leo Santifaller, Das Institut
für österreichische Geschichtsforschung. Festgabe zur Feier des zweihundertjährigen Bestandes des Wiener
Haus-, Hof- und Staatsarchivs (Veröff. des IÖG 11, Wien 1950) 129 und 131f.; Alphons Lhotsky, Ge-
schichte des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 1854–1954 (MIÖG Erg.-Bd. 17, Graz/Köln
1954) 349 und 352f. (ebd. ist Gustav Pirchan im Register irrtümlich als „Hans Pirchan“ aufgenommen).
22 Vgl. hierzu : Die Gesellschaft zur Förderung Deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen (Deut-
sche Akademie der Wissenschaften in Prag) : Materialien zu ihrer Geschichte und Inventar des Archivbestandes
1891–1945, hg. v. Alena Mišková, Michael Neumüller (Praha 1994) ; Josef Hemmerle, Die Gesellschaft
zur Förderung Deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen, in : Vereinswesen und Geschichts-
pflege in den böhmischen Ländern, hg. v. Ferdinand Seibt (München 1986) 231–247.
23 Pirchan an die Gesellschaft, 18.02.1905, Dankschreiben Pirchans, 17.04.1905. Gutachten von Bachmann,
Jung, Weber. MÚA, Gesellschaft zur Förderung Deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen, PA
Pirchan, K. 38.
24 Disertace pražské university 1882–1945 II. Německá universita [Die Dissertationen der Prager Universität
1882–1945 II. Die Deutsche Universität], bearb. v. Milena Výborná (Praha 1965) 21. Pirchans Dissertation
liegt weder im UAP noch in der Nationalbibliothek (Národní knihovna) in Prag vor.
25 Vgl. das positive Verwendungszeugnis vom 01.09.1907 über Pirchans Tätigkeit als Lehrer. NA, AR–ČM, PA
Pirchan, Sig. II, K. 4, Inv.-Nr.
20.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 2
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 678
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien