Seite - 15 - in Opfernarrative in transnationalen Kontexten
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Einleitungâ â
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zu Wort. Ihr mehrsprachiges Hörspiel W wie ihr Name/Avec un double v â eine
2012 in Kooperation mit SR 2, Deutschlandradio Kultur und France Culture pro-
duzierte Auftragsarbeit anlĂ€sslich des fĂŒnfzigjĂ€hrigen JubilĂ€ums des âElysĂ©e-
Vertragesâ zwischen Deutschland und Frankreich â ist nicht nur ein konsequent
zwischen Deutsch und Französisch alternierendes vier stimmiges Kammerspiel,
das die (inneren) Stimmen von vier teils allegorischen, teils konkreteren Figuren
â es handelt sich um die Zeit, den Tod, eine Lehrerin und ihre SchĂŒlerin â
ineinander verwebt und dadurch komplexe Resonanz- und Echoeffekte erzeugt.
Vor allem handelt es sich um eine Auseinandersetzung mit der (Last der) eigenen
Geschichte, der weder die aus Deutschland stammende Lehrerin entfliehen kann,
die an einem Pariser Gymnasium ihre (so fremd und traumabehaftet anmutende)
Muttersprache unterrichtet, noch ihre SchĂŒlerin mit dem so gar nicht französisch
klingenden, da mit âWâ beginnenden Namen. Diese Figurenkonstellation, die
Spuren zur Biografie der Autorin legt â sie ist die Tochter polnischer Juden und
war selbst als (Französisch-)Lehrerin tĂ€tig â, schreibt TĂ€ter- und OpfergedĂ€chtnis
schattenhaft in den Text ein, ohne je explizit zu werden. Gerade diese behutsame,
niemals plakativ-marktschreierische, sondern vielmehr dialogische AnnÀherung
an traumatische und verdrĂ€ngte Geschichte(n) gestattet die Ăberwindung des
Trennenden. Nach dem Mauerfall reisen sowohl Lehrerin als auch SchĂŒlerin nach
Berlin â dem Brennpunkt der eigenen Vergangenheit, dem Ort von âWunde [und]
Wunder, mit einem R weniger, mit einem R mehrâ:
DIE ZEIT â Wiedervereinigt.
LE PROFESSEUR â RĂ©unifiĂ©e mais avec quoi, avec qui?
DIE ZEIT â Mit der Vergangenheit.
DER TOD â Mit deinem Leben.
DIE SPRACHE â Mit den Stimmen.
* * *
Die Herausgeber*innen bedanken sich bei der UniversitÀt Innsbruck, deren
finanzielle UnterstĂŒtzung die Drucklegung des Bandes erst ermöglicht hat: beim
Dekanat der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen FakultÀt, dem Forschungs-
schwerpunkt âKulturelle Begegnungen â Kulturelle Konflikteâ sowie dem Vize-
rektorat fĂŒr Forschung. Die Publikationsförderung des österreichischen Fonds
zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) erlaubt eine Open-
mit freundlicher Genehmigung der Autorin. In der gesamten LÀnge angehört werden kann das
Hörspiel unter http://www.sr-mediathek.de/index.php? seite=7&id=16129.
Opfernarrative in transnationalen Kontexten
- Titel
- Opfernarrative in transnationalen Kontexten
- Herausgeber
- Eva Binder
- Christof Diem
- Miriam Finkelstein
- Sieglinde Klettenhammer
- Birgit Mertz-Baumgartner
- Marijana MiloĆĄeviÄ
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-069346-1
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 350
- Schlagwörter
- Opfernarrative, zeitgenössische Literatur, transnationale Erinnerung, TransnationalitÀt
- Kategorie
- LehrbĂŒcher