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wurde, beabsichtigte der Fonds mit einer Exposition und mehreren Ständen ver-
treten zu sein. Präsentiert werden sollte ein Einblick in die geleistete Aufbauarbeit,
allgemeine Informationen über Palästina sowie eine Auswahl an palästinensischen
Erzeugnissen und Produkten. Schwierigkeiten bei der Überführung des Ausstel-
lungsmaterials von Tel Aviv nach Wien führten zu einer Verschiebung der Ausstel-
lung, an deren Durchführung die Messebetreiber aufgrund des erhofften Andrangs
jüdischer Kaufleute großes Interesse zeigten, auf das Folgejahr.170
Als weitere Beispiele für die zionistische Agitation des KKL und des KH können
etwa Filmvorführungen und die Veröffentlichung von Informationsbroschüren und
Bildbänden (Palästina-Ansichten, Porträts bedeutender jüdischer Persönlichkei-
ten etc.) genannt werden.171
„Hechaluz“ und Hachscharah
Während sich das Palästina-Amt auf die Abwicklung der organisatorischen For-
malitäten und die Vermittlung von Informationen konzentrierte, war eine andere
im Zusammenhang mit der Palästina-Wanderung der Zwischenkriegszeit zentrale
Institution, die österreichische Landesorganisation des „Hechaluz“172, für die prak-
tischen Fragen zuständig. 1917 auf Betreiben des Zionisten Joseph Trumpeldor
als Dachorganisation zionistischer Jugendbünde in Russland gegründet und 1921
als Weltverband konstituiert, breitete sich der „Hechaluz“ in der Folge über ganz
Europa aus und war – obwohl nach den Statuten politisch neutral – durch seine
auf Egalität und Gemeinschaft fußende Grundhaltung ideologisch dem sozialis-
tischen Zionismus zuzurechnen. Die Institution übernahm die Organisation der
Hachscharah, die – wie bereits in den einleitenden Ausführungen dargelegt – die
geistige, körperliche und berufliche Vorbereitung auf die Auswanderung und Nie-
derlassung in Palästina bezweckte und deren Absolvierung für den Erhalt eines
Einwanderungszertifikats der Arbeiterkategorie unerlässlich war.
Unter der geistigen Hachscharah war im Wesentlichen eine ideologische Schu-
lung zu verstehen, in deren Rahmen sich die jungen künftigen Auswanderinnen
und Auswanderer (das Programm richtete sich an Personen im Alter von 18 bis
35 Jahren) zionistisches Gedankengut, Kenntnisse über die jüdische Geschichte,
Kultur und Religion sowie der hebräischen Sprache aneignen sollten. Ebenfalls soll-
ten sie sich mit den Zielen und Programmen der jüdischen Arbeiterbewegung ver-
traut machen und identifizieren lernen. Größere Bedeutung wurde der beruflichen
„Tauglichmachung“ zugemessen: Vor dem Hintergrund der zu Beginn des 20.
Jahr-
hunderts aufkommenden zionistischen Bestrebung einer „Normalisierung“ der auf
die historischen Gegebenheiten der Diaspora zurückgehenden „typisch jüdischen“
170 Zur geplanten Ausstellung siehe die Korrespondenz in: CZA, KH4/644.
171 Durch das Bildmaterial sollte veranschaulicht werden, dass sich Palästina durch die erfolgreiche
Arbeit der Zionisten „vom Sumpf zur Kolonie“ („from swamp to settlement“) gewandelt hatte.
Vgl. Berkowitz, Western Jewry, S. 91–124.
172 Hebr.: Der Pionier.
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Titel
- Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
- Untertitel
- Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Autor
- Victoria Kumar
- Verlag
- Studienverlag Ges.m.b.H.
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7065-5419-0
- Abmessungen
- 15.6 x 23.4 cm
- Seiten
- 216
- Schlagwörter
- Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918