Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Seite - 78 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 78 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

Bild der Seite - 78 -

Bild der Seite - 78 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

Text der Seite - 78 -

78 verstand, wandelte er sich mit dem Austritt mehrerer Kleingruppen zur Partei der „Allgemeinen Zionisten“. Die „Gegenwarts-“ bzw. „Diaspora-Arbeit“ rückte nach dem Ersten Weltkrieg ins Zentrum der Tätigkeiten der österreichischen Zionisten, die dadurch einen ungleich höheren Teil der jüdischen Bevölkerung ansprechen und erreichen konnten als mit dem Fokus auf die häufig wenig konkrete „Palästina-Arbeit“.194 Politisch zielten die Wiener Zionisten auch in der Zwischenkriegszeit auf die „Eroberung“ der Majo- rität innerhalb der Israelitischen Kultusgemeinde ab. Nachdem sie 1922 erstmals in den Vorstand gelangt waren, sollte es noch ein ganzes Jahrzehnt dauern, bis sie die Dominanz der liberalen „Österreichisch-Israelitischen Union“195 zurückdrängen konnten und nach den Wahlen von 1932 durch ein Bündnis von „Allgemeinen Zionisten“ und rechtszionistischen „Revisionisten“ die relative Mehrheitsposition erreicht hatten. Die Anzahl der Schekelzahler unter den Wiener Jüdinnen und Juden hatte sich von 2.200 im Jahr 1912 auf 10.000 im Jahr 1925 bis hin zu 16.000 im Jahr 1932 vergrößert.196 Der Erfolg der Zionisten bei den vorletzten Kultuswah- len vor dem „Anschluss“ wurde allerdings durch die geringe Wahlbeteiligung (nur zwei Fünftel der wahlberechtigten Steuerzahler hatten ihre Stimme abgegeben) und die große Uneinigkeit sowohl unter der Wiener jüdischen Bevölkerung im Allge- meinen als auch innerhalb des zionistischen Lagers relativiert. Zum Ausdruck kam diese Zersplitterung nicht zuletzt durch mehrere institutionelle Veränderungen und Abspaltungen, die die Vielzahl an zionistischen Parteien, Organisationen und Son- derverbänden erklärt. Zur kontinuierlich bestehenden, mit unterschiedlicher Inten- sität ausgefochtenen Kontroverse um die Stellung von „Gegenwarts-Arbeit“ und „Palästina-Arbeit“ bzw. „politischen Zionisten“ und „Kulturzionisten“ kam in den späten 1920er Jahren ein weiterer signifikanter Konflikt hinzu, der die Zionistinnen und Zionisten auf nationaler und internationaler Ebene beschäftigte. Im Vorfeld der 1929 erfolgten Etablierung der Jewish Agency kam unter anderem die Frage auf, ob auch nicht-zionistische Gruppierungen in der offiziellen Repräsentanz der jüdischen Gemeinschaft in Palästina vertreten sein sollten.197 Die Gegner einer sol- chen Einbindung fanden sich in der Gruppe der „Radikalen Zionisten“ zusammen, 194 Siehe dazu Eleonore Lappin, Zwischen Tradition und Neubeginn. Die Beziehungen zwischen Ös- terreich und dem jüdischen Palästina 1918 bis 1938. In: Das Jüdische Echo 47 (1998) S. 170–172. 195 1886 gegründet, erstrebte die „Österreichisch-Israelitische Union“ (bzw. ab 1918 „Union (deutsch-) österreichischer Juden“), den Antisemitismus zu bekämpfen, die jüdische Identität zu stärken, gleichzeitig sich aber vom jüdischen Nationalismus zu distanzieren. Ihre Mitglieder zeigten eine starke Identifikation mit der Habsburgermonarchie. Während jegliche Form der zionistischen Lan- despolitik abgelehnt wurde, wurde der Aufbau des jüdischen Palästina etwa in Form von Spen- densammlungen unterstützt. Der Gruppe der „Orthodoxen“ gehörten in der Zwischenkriegszeit ca. 20 Prozent der Wiener Jüdinnen und Juden an. An politischen Fragen nur zweitrangig inter- essiert, blieben sie in der Kultusgemeinde stets eine kleine Minderheit. Vgl. Weinzierl, Judentum, S. 40–42; Budischowsky, Jüdisch-politische Organisationen, S. 12–130, 356–398; Wistrich, Juden Wiens, S. 257–283. 196 Eleonore Lappin, Von der Heimstätte zum Judenstaat: Der Aufbau des jüdischen Palästina in der Wiener zionistischen Presse (1928–1938). In: Susanne Marten-Finnis/Markus Winkler (Hg.), Die jüdische Presse im europäischen Kontext 1686–1990, Bremen 2006, S. 209. 197 Ausführlich wird der Konflikt bei Budischowsky, Jüdisch-politische Organisationen, S. 182–196, nachgezeichnet.
zurück zum  Buch Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945"
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Titel
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Untertitel
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Autor
Victoria Kumar
Verlag
Studienverlag Ges.m.b.H.
Ort
Innsbruck
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Abmessungen
15.6 x 23.4 cm
Seiten
216
Schlagwörter
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Kategorien
Geschichte Nach 1918
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht