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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Seite - 143 -
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Seite - 143 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

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143 das Auswanderungsprozedere für Palästina-Emigrantinnen und -Emigranten im Wesentlichen nicht von jenem für Auswanderinnen und Auswanderer mit anderen Fluchtdestinationen. Einzig der erforderliche Fragebogen war nicht bei der Kultus- gemeinde, sondern beim Palästina-Amt einzuholen.401 Bei der Devisenberatungs- stelle musste um die Aushändigung von Devisenbeträgen für das benötigte Ein- reisegeld (im Falle Palästinas 30 Pfund Sterling) angesucht werden. In zahlreichen Fällen stellte das Palästina-Amt Zertifikatsinhaberinnen und -inhabern Befürwor- tungsschreiben für die Erwirkung von Devisen und für Reisekostenzuschüsse aus. Je nach Verfügbarkeit gewährte die Fürsorgezentrale der Kultusgemeinde mittellosen Auswanderinnen und Auswanderern Unterstützungszahlungen etwa für Visa- und Transportgebühren. Der Auswandererfragebogen musste in der Folge der in der IKG angesiedel- ten Gebührenbemessungsstelle vorgelegt werden, wo bekanntzugeben war, welche Reiseunterlagen (Pass, Führungszeugnis, Wohnungsnachweis, Steuerunbedenk- lichkeitsbescheinigung, Bewilligung zur Mitnahme von Umzugsgut etc.) benötigt wurden. Mit sämtlichen Unterlagen, darunter Personaldokumente (Geburts- und Heimatschein, Meldezettel, Trauungsschein), einer Bestätigung, dass die oder der Ansuchende „Volljüdin“ oder „Volljude“ ist, einem Nachweis über die bezahlten städtischen Steuern, Bewilligungen über die Mitnahme von Devisen (erlaubt waren fremde Zahlungsmittel im Gegenwert von RM 30,–) und Umzugsgut etc. hatten sich die Bewerberinnen und Bewerber danach an die Palästina-Amts-Expositur in der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ zu wenden, wo nach genauer Überprüfung der Pass ausgestellt wurde.402 Lagen der Kultusgemeinde und dem Palästina-Amt bereits in den Sommer- monaten tausende Auswanderungsanträge vor, so stieg der Parteienverkehr nach dem Novemberpogrom ins Unermessliche. Angetrieben durch die seit Monaten praktizierten Übergriffe und scheinbar legitimiert durch das Attentat eines jungen Juden auf den Diplomaten Ernst vom Rath, entlud sich die nationalsozialistische Gewalt im gesamten Deutschen Reich in der Nacht vom 9. auf den 10.  November 1938 in einer beispiellosen Hetzjagd auf die jüdische Bevölkerung, die das letzte Alarmsignal vor der bevorstehenden Katastrophe werden sollte. Im Auftrag Hitlers und von Goebbels, Himmler und Heydrich geplant, wurden landesweit tausende Synagogen und Geschäfte geplündert, demoliert und gebrandschatzt, Jüdinnen und Juden brutal aus ihren Wohnungen vertrieben und zu Tausenden in Gefängnisse und Konzentrationslager gesperrt. Nicht wenige starben noch in derselben Nacht an den Folgen der gewaltvollen Ausschreitungen oder begingen Selbstmord. Bei der Suche nach Auswanderungsmöglichkeiten, die besonders rasch für die zahlreichen „Schutzhäftlinge“ gefunden werden mussten, stießen die Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter von IKG und Palästina-Amt bald an ihre Grenzen. Aufgrund des erwarteten Flüchtlingsstroms aus den deutschen Gebieten hatte eine Reihe von 401 „Nichtglaubensjüdinnen“ und „Nichtglaubensjuden“ egal welchen Auswanderungszieles hatten sich an die „Aktion Gildemeester“ zu wenden. 402 Anleitung zur Erlangung eines Reisepasses sowie aller übrigen Reisedokumente (Merkblatt Nr. 4). CAHJP, A/W 2594.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Titel
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Untertitel
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Autor
Victoria Kumar
Verlag
Studienverlag Ges.m.b.H.
Ort
Innsbruck
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Abmessungen
15.6 x 23.4 cm
Seiten
216
Schlagwörter
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Kategorien
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