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und in Falten gepufft; die Strümpfe vielfarbig und schraubenartig ge-
streift; die Fusibedeckung Bundschuhe. Bey voller Bewaffnung wird eine
Flinte und die Patrontasche mit Überschwungriemen kreuzweise über den
Rücken geworfen. Pistolen und Messer liegen in der Schärpe, ein
Säbel hängt zur Seite, ein Streitkolben ruht in der Hand. Dazu
fliegendes oder geflochtenes Kopfhaar, ein Schnurrbart und eine schwarze
Halsbinde. — Viel scheckiger noch ist die Weibertracht. Das schöne
schwarze Haar in Zopfe gedreht, mit Blumen und Flittern geschmückt,
ruhet auf'den Schultern, und ist um das Gesicht gewunden. Rück-
wärts am Kopfe haftet ein leinener oder seidener mit^Bandern gezierter
Schleyer. Den Hals umgibt glanzvolles Geschmeide. Über ein sehr langes
enges Hemde, weitem Ausschreiten hinderlich, wird ein mit Münzen
vielfach geschmückter Brustlatz geworfen, und am bunten Gürtel hangt
die vielfarbige Schürze, neben dieser an kupferner Kette ein Schlüssel.
Das Oberkleid bildet ein rothes Jäckchen mit Pelzwerk, Fransen oder
Stickerey, dessen Ärmel nur an den Vorderarm reichen; die Hemdärmel
erstrecken sich bis an die Hand, und sind wie jene bunt ausgenäht. Die
gestreiften Strümpfe gleichen denen der Männer. Manches Weib tragt
wohl auch auf dem Haupte eine Federkrone, gleich den amerikanischen
Inkas, einen kurzen Rock, der an den Knien schon aufhört, und
weiße Strümpfe mit bunten Figuren.
Clerfayt, Franz Sebast. Carl Ios. de Croix, Grafv.,
k. k. Feldmarschall, Ritter des goldenen Vließes und Großkreuz des
Maria-Theresien-Ordens, stammte aus einem der angesehensten Ge-
schlechterinden ehemahl, österr. Niederlanden, und war den 14. Oct.
1733 in dem Schlosse Bru i l l e unfern Binch im Hennegau geboren.
Seine Erziehung war sorgfältig, sein Fleiß vorzüglich auf Mathematik,
seine Neigung auf den Militärstand gerichtet. Diesem widmete er sich
seit seinem 20. Jahre, und der 7jährige Krieg war die Schule, in der
er sich ausbildete. Er wurde gegen das Ende desselben Oberster, und
lebte darauf in stiller Eingezogenheit, bis ihn 1773 der bayerische Erb-
folgekrieg wieder ins Feld rief. Wichtiger als in diesem kurzen Kriege,
waren die Dienste, die er 1733 und 1739 im Türkenkriege leistete. In
dem letztern Jahre wurde er zum Feldzeugmeister ernannt, und com-
mandirte ein besonderes Corps im Banate, mit welchem er am 23. Aug.
die Türken bey Mehadia schlug. Nach der Eroberung Belgrad's,
bey der er sich an Loudon's Hauptarmee anschloß, commandirte er in
der kleinen Wattachey und in der Kraina, schlug die Türken in 2 Ge-
fechten bey Salga und Kalefat , und sicherte dadurch die genannten
Länder bis zum erfolgten Frieden. Die Commandeurwürde und ferner-
hin das Großkreuz des Theresienordens, waren der Lohn seiner rühm-
lichen Anstrengungen. Im glänzendsten Lichte zeigten sich aber seine mi-
litärischen Talente in dem 1792 ausgebrochenen französ. Revolutions-
kriege. Gleich anfangs schlug er die Franzosen bey ihren Einfallen in die
Niederlande in Verbindung mit Beaul ieu zurück, und befand sich
darauf,^ als der Herzog von Braunschweig mit der vereinigten Armee
in die Champagne eindrang, mit einem Armeecorps von 12,000 Mann
bey der Einnahme von Longwy und Verdun. Er bemächtigte sich am
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie