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als Reichs-Vicekanzler den l. Nov. 1788. Von seinen Söhnen sind
besonders ausgezeichnet: H i e r o n y m u s (s. d.), und Joseph
M a r i a , wirll. geh. Rath und Kämmerer, Staats- und Con<
ferenz-Minister, Feldmarschall, Großyrior des Iohanniter-Ordens
durch Böhmen, Mähren, Schlesien, Österreich, Steyermark und
Kärnthen, auch Comthur zu Ma i lbe rg , General - Director der
gesammten l. k. Artillerie, und Inhaber des Infanterie-Regiments
Nr. 57, geb. am 11. Sept. 1735. Er begann seine Militärlaufbahn,
17 Jahre alt, im Cürassier-Regiments Luchesi. Die Eröffnung des
Krieges gegen Preußen, 1756, rief Österreichs Scharen ins Feld. Bis
zum Oberstlieutenant vorgerückt, wohnte er der Schlacht bey Prag am
6. May, und bey Oörl i tz am 7. Sept. bey. Er wurde bald Oberst
des Lacy'schen Regiments, und der Hubertsburger Friede führte ihn
nach Wien zurück, wo e» 1763 zum Generalmajor und Oberlieute-
nant in der neuerrichteten deutschen Leibgarde ernannt wurde. C. weiter-
hin zum Feldmarschall-Lieutenant und Inhaber des 57. Infanterie-Re-
giments befördert, erhielt am 1. Iän. 1777 die Stelle als Hofkricgs-
rath, und später die Oberleitung der Militärgränze. Die Reise, welche
Kaiser Joseph I I . 1777 nach Frankreich machte, unterbrach für einige
Monathe C.'s regen Eifer in den Militär-Geschäften. Von^dem Kaiser
selbst zum Begleiter erwählt, kehrte er mit erweiterter Umsicht für die
Vervollkommnung seines Faches, zurück. Er erhielt einen neuen Be-
weis des unbegränzten Vertrauens seines Monarchen, in der ihm ver-
liehenen Stelle eines General-Directors der Artillerie. Sein erstes Au-
genmerk richtete er dahin, den Ertrag des Geschützes festzustellen, und
durch unermüdete Versuche auf der Simmeringer Heide bey Wien ,
eine feste Richtschnur dafür zu erschaffen. Auf diese Art entstanden die
Tabellen der Tragweiten des Geschützes, in der Trefflichkeit, wie sie als
Norm der Artillerie noch jetzt bestehen. Er begegnete dem nachtheiligen
Salpetermangel, und sicherte den großen Bedarf durch die Aufstellung
zweckmäßiger Anlagen für Salpeterwerke im Inlande. Er brachte die
Feldartillerie auf einen erhöhten Stand, legte den Grund zur Pfianz-
schule tauglicher Officiere in den Regimentern durch die Einführung von
Cadeten, und war überhaupt besorgt, jenen Mängeln und Nachtheilen
abzuhelfen, die noch in den meisten Zweigen der Erzeugung des Mate-
rials höchst nachtheilig für das Ganze hervortraten. So wurde der
Guß des Geschützes als reinmilitärische Anstalt in der Form auf-
gestellt, wie sie noch gegenwärtig ihre Vortrefflichkeit in Wien be-
währt, und die Bohrmaschine zu Ebergassing durch Verbesserung
in dem Maschinenwesen vervollkommnet. Eine zweyte Reise, auf wel-
cher C. den Kaiser begleitete, führte ihn nach Ungarn und Galizien.
Bey seiner Rückkehr hob er die Mängel bey der Erzeugung der Feuer-
gewehre auf, gründete eine Gewehrfabrik, und unterwarf sie der un-
mittelbaren Aufsicht des Militärs. Auf seinen Vorschlag wurden die
cylindrischen Ladstöcke in der Armee eingeführt, und den Jägern und
Scharfschützen die G i ra rd oni'schen Iägergewehre und Windbüchsen
gegeben, deren Gebrauch in dem bald darauf gefolgten Türkenkriege
nicht ohne Vortheil blieb. 1734 hatte C. eine neue Vermehrung des
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie