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Conserv. d. Musik in Wien. — Contumaz-Anstalt. 595
Jahren eine eigene Classe für Sänger und Sängerinnen eröffnet, und
ein Lehrer fur^dle Oarfe angestellt worden. Nebst diesem wird allen
Zöglmgen dle ^heone der Musik in ihrem ganzen Umfange voraetra-
gen, so daß man mtt Sicherheit darauf rechnen kann, jeder mit
einlgen Anlagen begabte Knabe werde als brauchbares Orchestermitalied
heraustreten, das musikalische Genie aber die nöthige Unterstiwuna
sinden, um als selbststandlger Virtuose aus dieser Kunstschule hervor-
zugehen. — Das Syjcem, nach welchem hier Jünglinge zu Künstlern
gebildet werden, berühr auf einer wohlberechneten Stufenfolge vom
Leichtern zum schwerern, und auf der ungetrennten Verbindung der
theorenschenKennunsse mit der practischen Fertigkeit. Von beyden müssen
die Zöglinge m zwey öffentlichen Prüfungen (im April und Sevt )
Proben ablegen; jeder Einzelne muß die Aufgabe lösen, sein Instru-
ment ohne Beglettung hören zu lassen, bls sich endlich alle diese jugend-
lichen Kunstbestrebungen zum Vortrag einer Orchestermusik vereinen —
IedeS Mitglied des Vereins hat das Recht, Schüler, mit den m7en
musikalischen und andern nöthigen Vorkenntnissen ausgerüstet., zur Auf-
nahme vorzuschlagen, und alle drey Jahre werden deren 39 aufgenom-
men, nähmlich 13 für die Violine und Viola, 3 für das Violoncell,
3 für den Contrabaß und 4 für jedes Blasinstrument. Die Trompete und
Posaune lernen nebenbey die kräftigsten, welche sich den Saiteninstru-
menten widmen. Nach 3 Jahren treten diese Schiller in die 2. Classe,
und eine neue Aufnahme von 39 nimmt ihren Platz ein. Diese 2. Classe^
welche nun schon ziemlich weit vorgerückt ist, erhält von Jahren Jähr
weniger Unterrichtsstllnden, von den Lehrern der Instrumente, dagegen
werden sie mehrmahls in der Woche im Übungssaale versammelt, und
im Vortrage großer Instrumentalstücke und Concertante geübt. Nach
vollendetem Curse von 6 Jahren werden diejenigen, welche sich die Zu-
friedenheit ihrer Lehrer erworben haben, mit Zeugnissen der Direction,
als Zöglinge des C.s entlassen; die Nachlässigeren aber müssen nach
Masigabe ihrer Mängel, ein oder zwey Jahre, auch oft den halben
Curs wiederhohlen, und die ihnen fehlenden Gegenstande nachtragen,
ehe sie ein Zeugniß erhalten können. — Die Zahl der Jünglinge ist
eigentlich, dem Plane nach, auf 78 Instrumentalisten, 12 Sänger und
12 Sängerinnen bestimmt; doch geschieht es nicht selten, daß eine Auf-
nahme statt aus 39, aus mehr als 50 Knaben besteht, welche erst nach
und nach durch Entlassung der Schwächsten und Talentarmen anf die be-
stimmte Zahl herabgebracht wird.
Conservatorium der Musik in Wien, s. Gesellschaft der
Musikfreunde in Wien.
Contumaz-Anstalten. Der Zweck der C.A. ist, die in dem
ottomanischen Reiche oftmahls herrschende Pestseuche, und das in neue-
ren Zeiten sich geäußerte, gleich gefährliche amerikanische oder sogenannte
gelbe Fieber, von den österr. Staaten abzuhalten. Unter aanz militäri-
scher Leitung stehen jedoch nur die in der Carlstädter, Banal-Slavoni-
schen, banatischen und siebenbürgischen Militär-Gränze, dann die in
Oakzien oder vielmehr in der Bukowina bestehenden C.A.; dagegen
dle in Dalmatien, Illyrien und den italien. Provinzen vorhandenen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie