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Dalmatien, II. Geographie u. Statistik. 669
ist eine eigene slavische Mundart, die illyrische, serbische, und der her-
zegowinische Dialect genannt. Die Sprache der Gebildeten und in den
Amtern angewendet, ist die italienische. Herrschende Religion ist die
römisch-katholische, neben welcher von einigen nicht unirten Griechen und
Israeliren ihr eigener Cultus ausgeübt wird. Der Protestantismus hat
hier keine Anhanger gefunden. Körperbau und, Physiognomie des Dal-
matiners ist wie bey den meisten Südvölkern regelmäßig schön und in den
kleinsten Theilen vollendet. Der Dalmatiner ist in der Regel hoch gebaut,
von starkem Knochenbau und kraftiger Musculatur. Das Haupthaar ist
meistens schwarz oder dunkelbraun, höchst selten bey den slavischen Be-
wohnern blond, das Auge schwarz, glühend und groß. Die Nahrung
des Dalmatiners ist sehr frugal. DerKüstenländer nährt sich von kleineu
Seefischen, und wahrend der Fastenzeit von einer Gattung Stockfisch.
Im ganzen Lande trinkt der Hrmste wie der Reichste Wein, nur die
höheren Gebirgsgegenden machen hiervon eine Ausnahme. Salat, Fei-
gen, Melonen werden von der ärmeren Classe häufig genossen. Die
Kleidertrachten sind von vielfaltiger Verschiedenheit Allgemeine Kopf-
bedeckung ist das türkische Kappchen, das nahe an den türkischen Gränzen
von einem farbigen Tuche umwunden wird. Die Haare sind meistens in
Zöpfe gestechten, bey den Ragusanern aber abgeschoren bis auf ein
Büschel am Hinterkopfe. Die Männer haben in den meisten Gegenden
knappanliegende, den ungarischen ähnliche Hosen, in anderen ganz weite
bis an dieWaden reichende, wie man sie in Griechenland zu tragen pflegt.
Im Winter hüllen sich die Männer in den braunen Matrosenmantel von
grobem Tuche, der mit einer Capuze versehen ist und ihnen ein aben-
theuerliches Aussehen gibt. Die wohlhabenden Morlaken hüllen sich in ei-
nen hochrothen Mantel, von Schnitt und Farbe, wie sie einst bey den
Panduren üblich waren. Die Weiber lieben den Flitterstaat, als große
Ohrgehänge, Halsketten, Haar- und Busennadeln und Ringe. Die
Fußbekleidung besteht in den sogenannten Opanken, einer Art von Soh-
len aus roher Ochsenhaut. Die wohlhabenden Männer und Weiber tra-
gen mitunter auch türkische Schuhe mit rothem, gelbem oder schwarzem
Oderleder. Mit den körperlichen Vorzügen des Dalmatiners sind auch viele
geistige Anlagen verbunden. Österreichs Regierung thut alles Mög-
liche, um dieses Land aus seinem tiefen Standpuncte schrittweise immer
mehr emporzuheben. Den merkwürdigsten Volksstamm in D. bilden die
uncultivirten Morlaken (s. d.). — Handwerke und Künste, kaum
zur Nothdurft ausreichend. Nur in den Städten findet man einige Hand-
werker. Die Rosogliobrennereyen und der Schiffbau sind am bedeutend-
sten. Ein in der ganzen österr. Monarchie berühmtes Nationalproduct
D.s ist der Maraschino-Rosoglio, welcher mehr Anerkennung gefunden
hat, als der vortreffliche Wein gleichen Nahmens. Man bereitet ihn aus
Steinweichsel- (pi-unug makaleb) Branntwein, welcher in Za ra ,
Sebenico und Spalato destillirt wird. Es ist der feinste und theu-
erste Rosoglio, der meistens über Trieft weiter versendet wird. In
Wien wird jährlich einegroßeO.uantitätMaraschnw in den Kaffeehäu-
sern consumirt. Die zur Kleidung nöthigen Zeuge verfertigen die Weiber
selbst. Waffen, Angeln und einige Schmiedewerkzeuge sind die einzigen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Band 1
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe A-D
- Band
- 1
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 788
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie