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Fisch er von lLrlach. 149
alles mit großer Mühe gezeichnet und auf eigene Kosten herausgegeben,
das 1712, laut der Handschrift in der k. k. Hofbibliothek, vollendet, 1718
und 1721 zu Wien im Drucke erschienen ist. Einige Exemplare haben:
Leipzig 1725; der Text ist von C. G. Heraus, doch ohneBedeutunq,
und die Abbildungen, 93 an der Zahl, sind schlecht ausgeführt, obgleich
nicht ohne Nutzen. Das ganze Werk zerfallt in 5 Theile: 1) hebräische,
ägyptische, syrische, persische und griechische Gebäude; 2) römische; 3)
arabische, türkische und einige neuere persische, chinesische und japanesi-
sche; 4) Gebäude von seiner Erfindung und Zeichnung; 5) griechische
und römische Vasen, und mehrere wieder von seiner Erfindung. Das
Werk machte bey seinem Erscheinen vieles Aufsehen, selbst in England
und Frankreich, ist aber, wie gesagt, mehr ein Beweis von des Ver-
fassers Liebe zu seiner Kunst, als eine belehrende Fundgrube für junge
Künstler. — Als 1713 die Pest in Wien wüthete, gelobte Carl VI .
eine Kirche z-u Ehren des'h. Earl Borromaus zubauen; am4.Febr.
1716 ward der Grundstein gelegt, und im Oct. 1737 die prachtvolle
Carlskirche geweiht. Die meisten Schriftsteller schreiben den Entwurfdes
Planes F. zu; Freddyin seiner Beschreibung von Wien und Andere
behaupten aber, D o mini k Mar t in e l li habe nichtnu'f denBauge-
leitet, sondern auch die Zeichnung dazu entworfen. Sie begründen zu-
nächst ihre Meinung durch die Bemerkung , daß die Carlskirche im ange-
führten Werke nicht vorkomme, was sehr wohl zu begreifen, da dieses,
wie oben gezeigt, schon 1712 vollendet gewesen. Wir haben hinlängli-
che Gründe, denjenigen uns anzuschließen, welche die Zeichnung unserm
Künstler, die Leitung des Baues hingegen Mart ine l l i zuschreiben. Alle
Vorzüge und Mängel, welche F.'s Arbeiten characterisiren, treten hier
hervor. Niemand wird in Abrede stellen, daß der Gesammteindruck von
außerordentlicher Wirkung ist, eine höchst geistvolle Auffassung beurkun-
det, in den Nebenstücken aber Vieles dem Tadel unterliegt. So ist ohne
Zweifel in der Frontispice Großartigkeit; allein eine Großartigkeit des
Luxus und der Überladung. Eben so erscheinen seine Entwürfe zur
heutigen Staatskanzley, zum Hofbibliothekgebäude, zur Reitschule und
zu den kaiserl. Stallungen. Über das Mißlingen der letzten ffoll er sich
dermaßen gekränkt haben, daß er aus Gram gestorben. Die Vollendung
von allen eben genannten Gebäuden erlebte er nicht; den Bau leitete sein
Sohn, der im Geiste des Vaters vorwärts ging, und daher an dessen
Ruhme gerechten Antheil hat. Außer Wien sind noch in Prag und
Salzburg bemerkenswerthe Gebäude dieses Künstlers. Die Universi-
tätskirche in letzterer Stadt, am IN. Nov. 1707 geweihet, ist im Geiste
des Alterthums ein vollendetes Meisterwerk; das Lustschloß Kleßh eim
aber weder durch geistige Auffassung noch durch Correctheit ausgezeich-
net. Wir können diesen Artikel nicht schließen, ohne eine Medaille in
Silber auf F. zu erwähnen, welche sich im kaiserl. Münzcabinete befindet.
Sie ist von dem berühmten Schweden Richter gravirt, wiegt 11^ Loth,
und hat rings um das Brustbild des berühmten Architecten nachste-
hende Inschrift: ^oan. Lci-nli. lecker ab Nrlaliken. 8. d. IVl. ?r.
.^rcliit., und auf der andern Seite, unter passenden Sinnbildern:Do-
cent et delüctant IVIVL6XIX. — 2) Ios. Eman. Freyherr F i-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie