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Franz I., Raiser von Oesterreich lc.
rungen bald ein Ziel gesetzt, sondern es wirkte auch bey dieser Gelegen-
heit die Gegenwart und persönliche Theilnahme des Monarchen, wie zur
Zeit der großen Überschwemmung im März 1830, beruhigend auf alle Ge-
müther. Den 1. März 1832 wurde die Feyer seiner vor 4(1 Jahren an»
getretenen Negierung zwar nicht prunkvoll, doch auf das herzlichste be-
gangen. Neue Beweise der treuen Anhänglichkeit seiner Völker erhielt
der Kaiser im Sommer 1833 auf seiner Reise nach Böhmen, wo er
auch die Besuche des Kaisers von Rußland, des Königs und Kronprin-
zen von Preußen, der Prinzen von Sachsen und mehrerer anderer deut-
scher Fürsten erhielt; mit gleichem herzlichen und lautem Jubel wurde er
sowohl in Mähren als bey seiner Zurückreise durch Oberösterreich,
wohin sich der Kaiser insbesondere wegen des Besuches des Königs
von Bayern begab, und endlich bey seiner Wiederkunft nach Wien von
seinen treuen Bürgern empfangen. >— Nachdem noch den 12. Februar
2835 des Kaisers Geburtsfest, wie alljährlich, mit allgemeiner herz-
licher Theilnahme begangen worden war uud er sich auch seit längerer
Zeit zur Freude seiner Unterthanen im besten Gesundheitszustande be-
funden hatte, wurde er auf einmahl den 24. Febr. von einem entzündli-
chen Fieber befallen, das gleich anfangs einen bedenklichen Charakter
zu äußern schien. Die schnellste ärztliche Hülfe wurde zwar angewen-
det; doch schon den 25. steigerte sich der Krankheitszustand dermaßen/
daß dem Kaiser auf sein eigenes Verlangen, das h. Abendmahl gereicht
werden musite. Während des Verlaufes der Krankheit zeigte sich aufs
Neue die allgemeine Theilnahme des Volkes an dem geliebten Monarchen,
durch den ganzen Tag wimmelte der Burgplatz von Menschen und allent-
halbengab sich die ängstlichste Besorgnis; kund, denselben Tag noch wurden
die Hoflusibarkeiten eingestellt und das Burgtheater geschloffen. Dcn 26.
Febr. steigerte sich das Fieber abermahls; die theilwcise eintretenden
Erleichterungen waren von teiner großen Dauer, den 27. und 28. hielt
derselbe Zustand an, in der Nacht vom 28. Febr. auf den 1. März stei-
gerte sich das Fieber neuerdings, wobey ein mehrmahliger Husten eintrat,
endlich am I. März trat die Steigerung des Fiebers schon zu Mittag ein,
und die Gefahr vermehrte sich auf einen, höheren Grad. Am Abend dessel-
ben Tages empfing der Kaiser die letzte Ohlung und er verschied, nachdem
er noch von allen Anwesenden seiner Familie den rührendsten Abschied ge-
nommen hatte, den 2. März, um Z auf 1 Uhr Morgens, nachdem er 67
Jahre 1? Tage gelebt und gerade 43 Jahre regiert hatte, also um 3Jah-
re länger als seine Großmutter, die Kaiserinn Mar ia Ther esia, von
seinen Vorgängern nur von Leopold I. (1657 bis 1705) an Zahl der
Regierungsjahre überbothen, (da Friedrich I I I . erst 1457 die eigent-
liche Regierung angetreten hatte und 1493 starb). Sein ältester Sohn
und Thronfolger Ferdinand I . , Kaiser von Osterreich :c. (s. d.) er-
ließ noch denselben Tag n ehrere Edicte, mit der Erklärung, daß die Re-
gierung im Geiste seines verklärten Vaters fortwirken werde, zugleichbe-
siätigte er alle Organe der Hof- und Staatsverwaltung unter ausdrückli-
cher Erlassung der fcyerlichen Eideserneuerung. Der Leichnam des verstor-
benen Kaisers wurde den 3. März im Beyseyn der Leibärzte eröffnet, ein-
balsamirt und den Abend desselben Tages in die Hofburgpfarrkirche feyer-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie