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198 Französisch e Rriege lc.
gung des Hauptheeres mit dem abgeschnittenen linken Flügel unter Hil-
ler, allein der Feind drang so unaufhaltsam vorwärts, daß Hil ler
den Donauübergang bey Linz unmöglich mehr vollbringen/ sondern sich
bey Ebersberg (s. d.), wobey es auch zu einem mörderischen Treffen
kam, hinter die Traun ziehen mußte. Bereits den 9. May erschien der
Feind vor den Thoren der Hauptstadt. Um indessen den Feind durch Be>
sitzhaltung der Stadt am Donauübergange zu hindern, geschah fast das
Unmögliche binnen der kurzen Zeit von 8 Tagen. Es wurden Freywillige
und der Landsturm aufgebothen, die Wälle mit Kanonen besetzt und die
zu nahen Gebäude am rothen Thurm und Schanze! abgebrochen. Bis
auf jenes am rothen Thurm, wurden die Thore gesperrt, früh Morgens
am 10. May bezog die Bürgerschaft die Wälle, auch wurde die Augar-
tenbrücke, wie Tags zuvor die Franzensbrücke abgebrannt. Die Garni-
sonbestand aus 16,000 Mann Linientruppen und Landwehre, 1,000
Studenten und Künstlern, der Bürgermiliz und einiger Aufgeboths-
mannschaft. Das Plänkeln, das Feuern, die kleinen Recognoscirungen
und Ausfälle dauerten vom 10. Abends bis den 11. fort.Das französische
Heer breitete sich von der Donau bey Döbl ing über Weinhaus,
Währ ing, Ottakr in gegen Napoleon's abermahliges Haupt«
quartier Schönbrunn und von dort gegen die Spinnerinn am
Kreuz bis in die Ebene von Sim m er i ng wieder an die Donau aus. In
den Vorstädten besetzten die Feinde bloß die Hauptstraßen und die zur
Verbindung nöthigen Nebenstraßen. Den 11. Nachts mit Schlag 9 Uhr be-
gann das Bombardement aus 20 Haubitzen. Das Kaiser st ein'sche
Haus in der untern Breunerstraße gerieth zuerst in Flammen, darauf
die Brandstatt , der Trat tnerh of und mehrere Häuser am Gra-
ben, das Palffy'sche Haus in der Wallnerstraße und noch einige Ge-
bäude im Schloffer- und Steinlgäßchen, in allem 14 Häuser, wobey 1?
Personen getödtet wurden. Bis 12 Uhr dauerte die Beschießung unun-
terbrochen, die auch von den Wällen beantwortet wurde; dann war eine
Pause von einer starken Viertelstunde, worauf sie noch heftiger ansing und
bis 2Z Uhr fortwährte. Über 1,500Haubitzgranaten undglühendeKugeln
waren binnen jener sechstehalb Stunden in die Stadt geflogen. Um2iUhr
steckte man die weiße Fahne aus und meldete den feindlichen Vorposten,
die Stadt wolle capituliren, worauf sogleich die Feindseligkeiten einge-
stellt wurden. 2 Stunden darauf ging eine Deputation, den Landmarschall
Grafen Ios. Dietrich stein und den Fürst- Erzbischof Hohenwart
an der Spitze, in das Hauptquartier Napoleon'» nach Schönbrunn,
welcher die Stadt seines Schutzes versicherte. Den 13. May frühmorgens
besetzten die Franzosen die Stadt, das wenige Militär marschirte aus und
streckte als kriegsgefangen die Waffen. Die magistratischen und die Ärarial-
caffen wurden in Beschlag genommen und alleKriegs-und Luxuswaffen muß-
ten in das bürgerl. Zeughaus abgeliefert werden. Gouverneur der Stadt
wurde GeneralGrafAndreossy, der Brigadegeneral Baron Razout
Platzcommandant. — Schon den 13. May versuchte der Feind einen
Donauübergang von Nußdo r f gegen die sogenannte schwarze Lacke,
wurde jedoch, vorzüglich durch die tapfere Wiener Landwehre mit bedeu-
tendem Verluste zurückgeschlagen, den 19. gelangteer jedoch über die 2«'
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Band 2
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe E-H
- Band
- 2
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 696
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie