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28 I d i o t i s m e n und Id io t i ka .
Nachkömmlinge der alten Quaden und Hermunduren zu halten, deren
Reste nach dem Untergange ihrer Nationen alte Sitten und Sprache in
diesen Gebirgen unter slavischem Schutze retteten. Der weichere und sanf-
tere dieser Dialecte ist in dem östlichen Kuhländchen, zwischen Fulnek
und Neutitschein und in dem angränzenden Schneegebirge, einem
Arme der Sudeten. Die übrigen Volksdialecte der germanischen Völker
der osterr. Staaten, wie z. B. der tyrolischen, der illyrischen, steyeri-
schen :c. leben in Liedern und Gesängen im Munde undHerzen desVol»
kes, noch zur Zeit aber sind sie dem Felde der Literatur fremd geblieben,
rücksichtlich der untersteyrischen versprach vor einiger Zeit Professor Seidl,
Pathenstelle zu vertreten, es ist zu wünschen, daß es nicht beym bloßen
Entschlüsse bleiben möge. Die bisher vorhandene Literatur der eigentli-
chen österr. Mundart zerfällt nach des in diesem Fache sehr verdienten
Gelehrten, Franz Tschischka, Bestimmung in drey Abtheilungen:
I) in Werke, welche, obschon in hochdeutscher Sprache geschrieben, den-
noch eine reiche Ernte österr. Idiotismen biethen, 2) Schriften, welche
durchaus in der Volkssprache geschrieben sind, und 3) in Lehrschriften
und Abhandlungen historisch-philologischen Inhaltes (eigentliche Idiotika)
über diese Mundart. Zur 1. Classe gehören vorzüglich: Ennenkel's Für-
stenbuch von Osterreich und Steyer, Linz 1613. — Ottokar von Hor,
nek's Reimchronik von 1250 bis 1309. — Seyfried Helbling's Lucida-
rius, Sittengemälde aus der Zeit Kaiser Albrecht's I. (im Manu-
script in der Hofbibliothek vorhanden). — Gregor Hagen's österr. Chro-
nik (in Pez's 3cript. rer. Aust. abgedruckt.) — Teichner's, des Wiener
Spruchdichters Werke. (Manuscript in der Hofbibliothek). — Peter Su-
chenwirth's Werke (1380—1400) gedruckt zu Wien 1827. — Michael
Behaimb's Buch der Wiener 1460. (Manuscr. in der Hofbibl.). —Weiß-
Kunig, Thewrdank und andere über Maximilian I. sprechende Poesien.
— Wolfg. Schmelzel's Comodien, insbesondere ein Lobspruch auf die
Stadr Wien; gedruckt in Wien 1543. — Die Schriften Pater Abra-
ham's, Hafner's und noch verschiedener älterer und neuer Local-Thea-
terdichter. Die 2. Classe ist nicht sehr reichhaltig; von wirklich in dieser
Mundart geschriebenen Werken sind nur vorhanden: Adam und Eva's
Erschaffung und ihr Sündenfall, Wien 1733. — Briefe eines Eipel-
dauers (Richter, Gewey und Bäuerle). — Osterreichische Volkslie-
der mit ihren Singweisen, gesammelt von Franz Ziska (Tschischka)
und Iul. Schottky, Pesth 1819. — Osterreichische Volksmährchen,
v. Franz Ziska (Tschischka), Wien 1312. — I. F. Castelli's Gedichte
in niederösterr. Mundart. Wien 1822. — I. G. Seidl's Flinserln,
österr. Gstanzeln/Osangeln und Oschichtln, 3 Hefte, Wien 1823—30.
Außerdem noch mehrere einzelne Aufsatze und Lieder in verschiedenen
Zeitschriften. Verballhornisirungen der Ausländer in diesem Fache sind
mit Stillschweigen und Verachtung zu übergehen. Die 3. Classe (Idio-
tika) enthält folgende, mitunter vortreffliche Werke: I. Heumannii
additio ad disquisitionem de lingua llanco theodisca etc. Nürnb.
1747.— I. Poppowitsch's Untersuchungen vom Meere. Frankfurt und
heipz. 1750. — Dessen großes österreichisches -steyermärkisches Idiotikon
bewahrt als Manuscripr die Hofbibliothek. — Iusti's Anweisung zur
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie