Seite - 80 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe I-M, Band 3
Bild der Seite - 80 -
Text der Seite - 80 -
80 Johann Capistran. — Johann von Nepomuk.
ging sodann in Gesellschaft des Erzherzogs Ludwig nach England, wo
sich die hohen Reisenden von allen Merkwürdigkeiten des Landes, wie
der Stadt London/ überzeugten und selbst in der Taucherglocke den
Meeresgrund besuchten. Die Ergebnisse dieser Reise erschienen in
Hormayr 's Archiv. 1316 kehrten die Prinzen durch die Niederlan-
de nach Wien zurück. Seit dieser Zeit beschäftigt sich Erzherzog I. un-
ablässig mit der Erfüllung seiner hohen Berufsgeschäfte, so wie mit wis-
senschaftlichen Forschungen und Bestrebungen. Die Steyermark ist sein
Lieblingsaufenthalt, wo er seinen Brand Hof zu einem wahren Kunst-
tempel und Pantheon des guten Geschmackes geschaffen hat. Das Ioan-
naum hat sich vorzüglich seines besonderen Schutzes und seiner Gunst zu
erfreuen. Auch als Protector der Landwirthschafts-Oesellschaft in Wien
hat Erzherzog I. vieles Gute gestiftet und befördert. — In den letztver-
fiossenen Iuny- und Iulytagen 1335 hat der Erzherzog, nach mehr als
30 Jahren, Vorarlberg und die Tyroler Berge wieder besucht, auch i«
der Hauptstadt Innsbruck einige Tage verweilt. Tiefen Eindruck hat
die Wiedererscheinung dieses Prinzen , welcher die Eigenthümlichkeiten
des Landes und seiner biedern Bewohner so genau kennt, zurückgelassen.
Johann Capistran, s. Capistran.
Johann von Nepomuk, ein, besonders in Böhmen, sehr
verehrter Heiliger, der zweyte Schutzpatron dieses Landes. Über seine
Abkunft und Schicksale gibt es mehrere Legenden; die allgemeinste ist
diese: Er hieß eigentlich Johann W e l f l i n , nach Andern Hasil/
und war geboren 1320 zu Pomuk, einer kleinen Stadt in Böhmen.
Schon in frühester Jugend zeichnete er sich durch Frömmigkeit und Got-
tesfurcht aus. Nach zu Prag absolvirren Studien wurde er ander
Thein-Kirche in der Altstadt als Prediger angestellt. In der Folge
wurde er Dechant an der Collegiatkirche Allerheiligen, dann Domherr
an der Metropolitankirche zu P rag , Almoseni>er und Beichtvater der
Königinn Johanna, Gemahlinn des Königs Wenzel. Aus christ-
licher Demuth weigerte er sich, ein ihm angebothenes Bisthum anzuneh-
men. Durch Einflüsterung einiger Hofleute wurde dem Könige die ehe»
liche Treue seiner Gemahlinn verdachtig gemacht; er verlangte deßhalb
von I. v. N. den Inhalt ihrer Beichte zu wissen, dieser verweigerte
standhaft solche Verletzung seines heiligen Eides, wurde ins Gefängnis!
geworfen und, da er, trotz aller Drohungen und Peinigung, behaw
liche Verschwiegenheit behauptete, den 16. May 1383, an Handen und
Füßen gebunden, in die Moldau gestürzt. Bald darauf wurde I. v. N.
in ganz Böhmen als Märtyrer verehrt, doch ward er erst vom Papß
I nn ocenz X I I I . , nach vorhergegangenen, bey solchen Gelegenheiten
üblichen Untersuchungen, 1721 zum Heiligen erklärt und vom Papst
Benedict X I I I . , auf Antrag Kaiser C a r l's V I . , 1729 mit vielen
Feyerlichkeiten heilig gesprochen. Seit dieser Zeit wird sein Festtag del!
16. May mit vielerAndacht gefeyert, sein Standbild fehlt nicht leichtin
katholischen Ortschaften und ist gewöhnlich bey Brücken, Flüssen/ Bachen
u. s. w. aufgestellt, wo er jährlich vom 16. May angefangen durchöTage
mir öffentlichen Gebethen verehrt wird. In der Metropolitankirche zu
Prag befindet sich der aus Silber verfertigte Sarg in Altarsgestalt mit
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie