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R a s ch a u. ^
genthümliche seiner nackten Felsennatur von allen übrigen Gebirgen der
Monarchie unterscheidet; denn es ist nichts als ein weißes dürres Kalk»
gebirge, von ferne aussehend, als ob es mit Todtenschädeln besebtware.
Da auch die anstoßenden Gebirge mehr oder weniger diesen Charakter
besitzen, so nimmt man den Nahmen Karst auch in ausgedehnterem
Sinne, und legt ihn dem ganzen steinigen Landstriche bey, der in det
venetianischen Provinz Udine beginnt, durch das Thal von Pontafel
undCanalde Ferro sich an die Seeküste gegen Du in o und gegen
Adelsberg in Krain hinzieht, dann von dort oberhalb Trieft und
Fiume durch Croatien, Dalmatien und Albanien geht, und gegen Ce-
ph alonia hin sich verliert. Man findet in diesem Gebirge viele scharfe
Einschnitte, Vertiefungen, Spalten und Klüfte, Höhlen und Erd-
falli, die in der verborgenen Werkstätte der Natur seltsame Dinge ver-
muthen lassen. Sein ganzes Gebieth ist bald mir im Erdreiche feststecksn-
den ungeheuren Kalkfelsmassen, bald mit losen größern und kleinern
Kalksteintrümmern übersäet, und bildet auf den epsten Anblick eine
weiße, von aller Vegetation entblößte steinige Strecke, die aber mit
trichterförmigen größern oder kleinern Thälern bedeckt ist, worin sich die
beste Erde und eine üppige Vegetation zeigt.
Raschau, ungar. königl. Freystadt im Abaujvarer Comitat, eine
der vorzüglichsten Städte Öberungarns, in einem freundlichen, von
Weinbergen fast rings umgebenen Thale am rechten Ufer des Hernad»
fiuffes. Der Bach Csermel aber durchströmt die Stadt von Norden nach
Süden, theile sich ungefähr in der Hälfte seines Laufes in zwey sich wie-
der vereinigende Arme, und bildet dadurch eins Insel von regelmäßiger
ovaler Gestalt, welcde die schönsten Gebäude der Stadt in ihre Mitte
nimmt. Diese sind: Das große Kaffehhaus, nebst Theater und Redou-
tensaal/ der geräumige und schöne Paradeplatz, und endlich die majestä-
tische, durchaus von Quadersteinen im altgothischen Style erbaute große
Pfarrkirche, mit einem bedeutend hohen, mit Kupfer gedeckten Thurme.
Zu diesem Ootteshause legte die Königinn El isabeth, Gemahlinn
Carl's I., den Grund; sie wurde dann, nach ihrem Hintritt, von ihrem
Gemahle und Sohne fortgesetzt, undendlichvonMath.Corv in us roll-
endet, deren Bildnisse in Srein gehauen, über dem gegen Norden ste-
henden Portal angebracht sind. Die 20 Klafter lange und 15 Klafter
breite Kirche ist von Innen sehr reich, doch im alten Geschmacke mit Py-
ramiden, Säulen, Schnitzwerk, Gemälden und kostbaren Vergoldun-
gen verziert, und von Außen um das Dach herum lauft eine steinenle>
schön gearbeitete durchbrochene Gallerie. Gleich neben dieser Kirche befin-
det sich die gleichfalls im gothischen Style erbaute kleine Michaels-Kirche,
die alttste in K. -^- Die von beyden Seiten der Insel fortlaufendcn
Straßen, nähmlich der östliche und westliche Theil der Hauptstraße, n er-
den von einer langen Reihe von Häusern begränzt, unter welchen sich
das im neuesten Style erbaute Sz irm ay'sche Haus, der Kammerhof, die
gräfl.C sa k y'schen Häuser, die bischöfi. Residenz, das Rathhaus und das
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie