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244 R o h l , C l e m e n s .
Schön und nachdrucksvoll besingt er die Nichtigkeit alles Irdischen. In
letzterer Zeit scheint er seine Lieder bloß dem Gedächtnisse anvertraut zu
haben, worauf die äußern Umstände und mehrere Stellen seiner Schrift
ten hindeuten. So verstrichen 3 Jahre und 2 Monathe, bis er nach
Tökely'sFall die lang entbehrte Freyheit wieder begrüßen konnte. Nun
ward er vom König nach Wien.geladen, von ihm umarmt und zum
General des cisdanubianischen Militärbezirkes und der Gränzburgen der
Bergsiadte ernannt. Da tr.af ihn ein neues Unglück, in der Schlacht
bey Er lau, 1637, zerschmetterte eine Türrettkugel seinen rechten Arm
und setzte ihn in Lebensgefahr, derer, wider alle Hoffnung, entrissen
wurde; der Arm war aber verloren. In der Folge schwang er sich bis zum
Feldmarschall-Lieutenant empor. Häusig kommt von nun an sein Nahme
in der Geschichte vor, denn es gab fast keine Unterhandlung, wobey ihn
dieKaiserLeopold undIoseph nichtverwendethätten.Carl V I . erhob
ihn 1714 zum Reichsoberrichter, und gestattete ihm, des fehlenden rech-
ten ArmeS wegen, statt der Nahmensunterschrift sich eines Silberstiches
zu bedienen, und dieß ist die berühmte lam ina I^onar i i , deren auch
lm Corpus juris hungar. Erwähnung geschieht. — Nun besorgte er
eine Ausgabe seiner zahlreichen Schriften: Didactische und geistliche Lie-
der, unter dem lateinischen Titel: „I'intinnabulum tripudiantmni."
Tyrnau 1720. (SpatereAusg.Tyrn. 1729, Ofen 1747.)— Munkä«'
köväräban. . . . . . sxerxett versek. Wien 1720. (1781 erschien zu
Klausenburg eine neue Ausg.) — ^dömulatäs köxben sxerxett ver-
sek, 1637 gedichtet und dictirt, wie er selbst angibt, als er seinen ver.
wundsten Arm pflegte. Wien 1720. — Gedichte aus den Jahren 1706
— 27, unter verschiedenett Titeln, ohne Angabe des Druckortes und
Jahres. Im Nationalmuseum zu Pesth werden noch zahlreiche hand-
schriftliche Lieder von K. aufbewahrt. — Größe Gewandtheit in der
lateinischen Sprache zeigen seine „Cnronographica Ludae compostts,
1706" und seine »Antidota Nelancholiae, 1722." So brachte det
würdige, an Herz und Seele noch junge Greis, von so mannigfal-
tigen Leiden aber und dem hohen Alter an allen äußern Sinnen sehr ge«
schwächt, auf seiner Burg Csäbrag den Rest seines Lebens in steter
geistiger Thätigkeit zu, und starb unverehelicht 1730. — EinHaupt-
zug seines Characters war die strengste Gerechtigkeitsliebe, welche bey-
nahe zum Sprichworte geworden ist. Belege, wie sehr er das Ge-
meinnützige zu fördern bemüht war, sind die Stiftung eines Fondes zur
Bildung von 24 jungen Seelsorgern, der Schulen zu Ketskemet, die
Erbauung einer Kirche zu Leva, worin er seinem Vater ein Denkmal
errichtete.
Rohl , Clemens, geschickter Kupferstecher, Mitglied der Akade-
mie der bildenden Künste in Wien. Er war geboren zu Prag 1754
und lernte die Anfangsgründe der Kupferstecherkunst in seiner Vaterstadt,
dann ging er nach Wien, um sich in seinerKunst vollends auszubilden.
Schmuzer war hier sein Lehrer. K. zeichnete sich durch die außerordent-
liche Feinheit und Nettigkeit aus, womit er seinen Grabstichel führte.
Außer unzähligen, größtentheils sehr gelungenen Kupfern und Vignetten
zu Almanachen und Dichterwerken (z.B. zur Schrämb l'schen schönen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie