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W0 Rorneuburg. — Rortum.
Gestalt begabt, mit einem Sprachorgane, welches der sanftesten Modu-
lationen fähig ist und nur zu großen Kraftanstrengungen nicht zureichend
erscheint, verbindet K. mit diesen glücklichen Natu.rgaben noch sehr edlen
Anstand, feine Weltsitte und eine durch Studium und Kenntnisse auf
den höchsten Grad der Vollendung gebildete Declamation. Seine vor-
züglichsten Leistungen unter so vielen vorzüglichen möchten folgende seyn:
Hamlet, Romeo, Balboa, Don Manuel in der Braut von
Messina, Don Carlos, Torquato Tasso, Mar inel l i , Za-
wisch im Ottokar, Giul io Romano im Correggio, Wilhelm
in den Geschwistern, Prinz Heinrich in Heinrich IV. u. s. w. Seme
Leistungen im feinern Lustspiele sind durch Lebendigkeit und Feuer, Ge-
wandtheit, mit dem feinsten Anstande gepaart, und vollkommene Herr-
schaft des Conversationstones so ausgezeichnet, daß sich, wo alle gleich
vortrefflich erscheinen, schwer eine einzelne hervorheben läßt.
Rorneuburg, niederösterr. landesfürstl.Stadt im V. U.M.B.,
Sitz des Kreisamtes, hat mehrere Kirchen, 223 Häuser mit 1,973
Einw., und bedeutende Getreidemärkte.
Rorntheuer, Friesr. Ios., einer der talentvollsten Local-Ko-
miker inWien, war geboren daselbst 1779. Er genoß einer guten Er-
ziehung. Frühzeitig zog ihn unwiderstehliche Neigung zur darstellenden
Kunst, für welche er auch sehr gute Anlagen zeigte, doch betrat er erst
1303 in Klagenfurt zum ersten Mahle die Bühne, nachdem er sich
früher der öffentlichen Geschäftslaufbahn gewidmet hatte. 1811 wurde
er bey dem Hoftheater nächst der k. k. Burg in Wien angestellt, fand
aber hier, trotz seines eifrigen Studiums, seine eigentliche Sphäre nicht,
da seine im Local-Kcmischen äußerst schätzbaren Talente für das höhere
Schauspiel nicht zureichten. 1314 übernahm er dieDnection des Thea-
ters in Brunn, die er bis 1821 mit vieler Umsicht leitete und sich auch
daselbst in mehreren Rollen vielen Beyfalles zu erfreuen hatte. In letzt-
genanntem Jahre nahm K. ein Engagement an dem Leopoldstädter Thealer
in Wien an, wo er sich bey dem damahligen vortrefflichen Stande dieses
Theaters in seinem eigentlichen Wirkungskreise befand und in mehrerenRol-
len neben den eminenten Talenten :Ign.Schuster, Ferd. Raimund
undThereseKrones, zum erklärten Liebling des Publicums wurde.
Besonders sagten ihm Rollen von gutmüthigen, bornirren Alten, dann
auch carrikirte zu; seine Fertigkeit im zweckgemäßen Extemporiren war
bewundernswürdig, jeder Einfall war drastisch und an seinem gehörigen
Platze. Leider wurde er bereits 1823 durch zunehmende Kränklichkeit
veranlaßt, seine Stelle aufzugeben und er starb inWien den 23. Iuly
1829. Unter seinen Rollen, worin er besonders durch glücklichen Humor
und geschickte Darstellung glänzte, sind vorzugsweise zu nennen: Gis-
perl in Bäuerle's lustigem Stucke Gisperl und Fisverl, Longimanus
im Geisterkönig, Schullehrer in der Sylphide u. s. w. Er schrieb auch
einige nicht ohne Beyfall gegebene Theaterstücke, worunter: Alle sind
verliebt, dann: Alle sind verheyrathet, die vorzüglichsten seyn mögen.
Rortum, Ernst Traugott v., k. k. Hofrath, war am 22.
Aug. 1742 zu Bielitz in Schlesien geboren. Nach beendigten Gym-
nasialstudieninTeschen gingK.nachKönigsberg, wo erdie philoso-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie