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383 Rra to v. Rra f the im. — Rrat ter ,
Rrato v. Rraftheim, Leibarzt der Kaiser FerdinandI.,
Maximil ian I I . und Rudolvh I I . , war den 21. Nov. 1519 zu
Breslau von protestantischen Hltern geboren. Seine sich frühzeitig
entwickelnden bedeutenden Geistesanlagen vermochten seinen Vater, ihn
den Studien und zwar den theologischen, zu widmen. K. brachte auch
6 volle Jahrein Mi t ten berg und.zwar als Stubengenosse Luther's
zu, der ihn sehr liebte und auszeichnete, jedoch zog ihn unüberwindliche
Neigung zu dem Studium der zu dieser Zeit eben neu erblühten medi-
cinischen Wissenschaften, welches er zu Padu a, unter dem berühmten
I. B. Montanus vollendete. Auf dessen Verwendung ernannte ihn
KaiserFerdinand 1545 zu seinem Leibarzt und K., obwohl Prote-
stant, genoß dessen ganzes Vertrauen und Achtung. Er ward in der
Folge des Kaisers vertrauter Rathgeber, und nicht selten mochte er
manchen in der ersten Hitze gefaßten Entschluß des Monarchen gemildert
haben. Nach dem Tode F e rdinand's behielt ihn Maximi l ian I I .
in gleicher Eigenschaft bey, erhob ihn in den Adelstand, ertheilte ihm
das Prädicat von Kraf theim, und K. hatte sich durch die ganze Re-
gierungszeit dieses Kaisers der ausgezeichnetsten Zuneigung desselben
und des vertrautesten Umgangs mit demselben zu erfreuen. Überall mußte
K. den Kaiser hinbegleiten, er stand weinend am Todtenbette desselben,
zu Regensburg den 12. Oct. 1576, doppelt betrübt, da er mit blu-
tendem Herzen hatte ansehen müssen, wie irrig die Krankheit seines
theuren Herrn behandelt worden war, da sein Urtheil, im Conflict mit
andern, von der nächsten Umgebung des Kaisers begünstigten Ärzten,
dießmahl leider nicht geHort wurde. Nach Maximil ian's Tode zog
sich K. auf sein Landgut in der Grafschaft Glatz zurück, und obschon
ihn auch Kaiser Rudolph I I . sehr liebte, und sich oft seines Rathes
bediente, verlieh er ihm doch so viel Muße, daß K. die Reste seiner
Tage in Abgeschiedenheit, nur seiner Familie und den Wissenschaften
lebend, zubringen konnte. Er starb den 9. November 1585, ein Opfer
der damahls in Schlesien wüthenden Pest, zu deren Bekämpfung er
auf das thätigste beygetragen hake. Im Drucke erschienen von ihm:
(^aleni liber de eiementis 7 Basel 1563. —T^l^o?-^^,/ seu parva
»rs medicinalis, nunc primum studio et industila Laurentii
Zcliolxii etc., Frankfurt 1592. — Isagoge medicinae, Venedig
1560 , Hannover 1595. — Hletnodus tnerapeutica, Frankfurt
1603. — Consiliorum et epistolarum rnedicinalium lil>ri VI I .
Franks. 1654. Neue Aufl. 2 Thle., eb. 1671. — V a n der Linden
führt außerdem in seinem Werke cle 8criptis medicis , Amsterdam 1657
noch 10 kleine Schriften K.'s an.
Rratter, Franz, Doctor der Philosophie, war 1753 zu Ober-
dorf am Lech in Schwaben geboren. Er studirte anfangs zu Di l l in-
gen Philosophie und Theologie, kam späterhin nach Wien, wo er dem
Studium der Rechte oblag, und dann nach Lemberg. Seine Neigung
zum Schausvielwesen bestimmte ihn, im Besitz von eigenen Mitteln,
das dortige Theater zu übernehmen, wobey er jedoch nicht gedeihen konnte.
Seine schätzbaren Dramen sind: Die Verschwörung wider Peter den
Großen. Franks. 1794. — Das Mädchen vzn Marienburg. Wien und
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie