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dieses alten Römersitzes und mit unzähligen öegionsziegeln der Castra
stativa murata prangle. Dem Vaterlandsfreunde muß es allerdings un-
glaublich dünken, aber dennoch ist es leider strenge, factische Wahrheit,
daß beym öfteren Überbaue des Lazenhofes diese wichtigen Denkmäler
bloß gleich den gemeinsten andern Baumaterialien verwendet, und
sammt und sonders verschwunden sind, also daß ihr Gedächtniß nur
mehr in L/s und den Werken Appia n's, Grute r's und Clusiub' lebt.
^- Der sternkundige Greis Georg Tannstetter (Col l imi t ius) ,
einst Maximi l ian 's I. Lehrer, hegte und pflegte L.'s erste Jugend
mit ungemeiner Zärtlichkeit für Wissenschaften und Künste, vorzüglich
für Arzneykunde, süße Frucht weissagend von dem Kerne, den er in das
frische Gemüth, in den schwungfähigen Geist gelegt hatte. ^- Im 15.
Jahre seines Alters erlebte L. die vergebliche Belagerung seiner Vater-
stadt durch So l im an (1529). Drey Jahre spater verlor er seinen
Vater, und folgte durch kurzeZeitden kais. Fahnen inUngarn. Darauf
übernahm er die Bildung zweyer junger Edelleute, eines Herrn von
Starhemberg, aus dem uralten Adel der Dynastie von Steyermark,
und Andreas Pog e l , Freyh. v. Ärb erg und Reisen stein, mit
welchem er Deutschland, die britischen Inseln, die Niederlande und
ganz Frankreich durchwanderte, immer noch ungewiß, welchem Fache
aus dem weiten Gebiethe der Wissenschaften und Künste er seine Kräfte
vorzugsweise widmen würde. Endlich auf der Rückkehr durch Deutschland
gewann des Vaters Beruf die Oberhand; er entschied sich für die Me-
dicin , und blieb zuIngolstadt . An dortiger durch Herzog Ludwig
den Reichen von Landshut reich begründeten und mit den schön-
sten Talenten versehenen Hochschule besuchte L. mir Leidenschaft die Vor-
lesungen einiger berühmter Lehrer. Voll neuer Ideen, voll Begeiste-
rung für seine Wissenschaft, ohne darüber die andern zu vernachlässigen,
kam er in die Heimath zurück, und wurde ausübender Arzt. Er wählte
zu seiner ersten Niederlassung Wiener-Neustadt . Mit den von
dort häufig nach den ungarischen Festungen entsendeten Truppen
kam L. als Feldarzt in mehrere Gegenden dieses Reiches, bis an die
Donau und Theiß. Eine große Zahl von Überresten der Römerwelt war
die Frucht seiner, neben der schweren Berufsarbeit, unermüdet fortge-
triebenen Alterthumsforschung. Gegen 1540 kehrte L. nach seiner Vater-
stadt Wien zurück, lehrte an der dortigen Hauptschule die freyen Kün-
ste, darauf durch zwey Jahrzehnte die Arzneykunde. Zwey Mahl le-
kleidete er das Rectorat der Universität, und war in seinen letzten Le-
benstagen Superintendent derselben. Eben sowohl seine vielgepriesenen
Curen, wie der Ruf seiner ausgebreiteten Gelehrsamkeit in andern Fä-
chern bestimmten Ferdinand 1. , diesen ausgezeichneten Bürger seiner
Hauptstadt, dieses edle Vorbild aller Biederkeit und Treue, in feinen
Rath zu ziehen, und ihm als ersten Leibarzt seöie Person anzuvertrauen.
Er erhob L. in den Ritterstand, als er ihm We^Chorographie Österreichs
überreichte, er schmückte ihn' mit der goldenen Kette und köstlichem
Sammtkleide, und gab ihm in den Wapenschild drey Lerchen, nach der
damahligen, wiewohl irrigen Meinung, einen Theil des österr. Heer-
schildes. Die sitzende Lebensart, die unaufhörliche Anstrengung, die
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie