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den Knaben, der viele Neigung zur Musik zeigte, anfänglich den ge-
wohnlichen Unterricht im Pianofortespielen ertheilen, da er jedoch bald
Spuren eines großen Talentes entwickelte, so ließ ihm sein Vater 1304
dm Unterricht des als Theoretiker rühmlich bekannten Fr iedr .Dion y S
Weber, Directors des Conservatoriums in P rag , angedeihen. M.
machte unter dessen Leitung bald erstaunenswcrthe Fortschritte, beson-
ders trug er Moz a rt'sche Compositionen mit einer Fertigkeit und einem
Ausdrucke vor, welche ihm die Bewunderung aller Kunstverständigen er-
warben. Nun wurde er auch in die grandiosen Schöpfungen Bach's und
Händel's eingeweiht, welche M. in Kurzem mit der ihnen gebührenden
Würde und Feyerlichkeit vortrug, überhaupt machte ihn sein wackerer
Meister mit allen Formen des gediegenen Fortepianospieles bekannt, so,
daß ssich nebst der Fertigkeit vom Blatte zu spielen, auch das Talent
bey M. entwickelte, ein ihm aufgegebenes Thema aus dem Stegreif
mannigfaltig und interessant durchzuführen. Bald wagte sich der junge
Virtuose, nun auch an eigene Compositionen und begann, sowohl in Pri-
vatzirkeln, als auch bey öffentlichen Concerten durch sein vortreffliches
Spiel zu glänzen. 1803 ging M. auf das Anrathen mehrerer Kunst-
freunde nach Wien, um dort seine Bildung zu vollenden, und er war
auch so glücklich, den Unterricht des berühmten A l bre chtsberger zu ge-
nießen, wodurch sich M. auch im doppelten Contrapuncte und in der
Fuge vollständig ausbildete. Auch Sa l i e r i unterstützte die Fortschritte
des jungen Künstlers durch freundschaftlichen Rath, und so entwickelte
sich nun dessen Kunsttalent mit solchen Niesenschritten, daß er bald der
Liebling von Wiens kunstsinnigem Publicum und unter die ersten Vir-
tuosen dieser Hauptstadt gezählt wurde. Der Eifer, sich mit andern gro-
ßen Clavierspielern, welche sich damahls in Wien aufhielten, nah-
mentlich mit dem Componisten Meyerbeer, zu messen, trug ebenfalls
Vieles zu seiner Vervollkommnung bey. Nach mehreren kleinen Kunst-
reisen in das'nördliche Deutschland, bey welchen er überall mit großem
Beyfalle aufgenommen wurde, trat M. 1320 eine große Reise über
Holland und Frankreich nach England an, und erregte allenthalben durch
die Kraft und Bravour seines feurigen Vortrages, durch seine interes-
santen effectvollen Compofirionen, vor allem aber durch sein überraschen-
des Talent im Felde der freyen Phantasie die größte und ungetheilteste
Bewunderung. In London mir allgemeinem Beyfalle aufgenommen,
wählte er diese Stadt zu seinem bleibenden Aufenthalt, doch reiste er
1323 mit seinem Freunde und Kunstgenoffen, Kalkbrenner, auf eini-
ge Zeit in sein Vaterland zurück, bey welcher Gelegenheit er auch Wien
wieder besuchte und sich daselbst mehrmahls hören ließ. Hatte sich M.'s
Spiel schon früher im Effectvollen und Glänzenden ausgezeichnet, so
hatte es wahrend seiner Abwesenheit nach dem fast einstimmigen Urtheile
aller Kenner noch an Gediegenheit und Gehalt bedeutend gewonnen.
Auch die Compositionen dieses Meisters fand man durch Gediegenheit der
Erfindung, kunstreiche Ausführung und besonders durch Gewandtheit
der Instrumentirung auf eine bey weitem höhere Stufe gestellt. 1824
kehrte M. über Dresden, Leipzig, Be r l i n , Hambnrg und
Par is wieder nach London zurück. 1326 machte er eine neue Kunst-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Band 3
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe I-M
- Band
- 3
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 768
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie