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O f e n.
laus d erHeil ig e soll oft in Etelv 2 r gewohnt, und die obige Kirche
zu einer Propstey erhoben haben. Am meisten scheint Geysa I I . durch
zahlreiche Bauführungen die Erweiterung des Ortes befördert zu ha«
ben. Unter der Regierung Stevh a n's l l l . , und vorzüglich B el a'S I I I . ,
hatte der Ort an Größe und Schönheit bedeutend zugenommen; in die«
ser Zeitperiode scheint aber auck der Nahme Etelvär mit Budavär
verwechselt worden zu seyn,dennBela's anonymerGeschichtschreiber nenntdie
Stadt schon Budavär, odne eine Ursache der Veränderung anzuge-
ben. So stand dieß Budavär in einer großen Ausdehnung vom heuti<
gen Alt-Ofen bis zu den Kaiserbädern, als L u d w ig I., der Großq ge,
nannt, 1351—52 seine Residenz vonWissegrad nach Ofen ver-
legte. Damahls theilte man Budavärin 3 Stadtbezirke, nähmlich in
das heutige Alt-O fen, Nova Lu6a oder Uj-Buda, auch Na«
gy-Buda, den nördlichen Theil des heutigen Neustif ts, und end<
lich in die Dreyfal tig kei tsstadt, Folsovitz, die von Neu-
Ofen, bis zu den Kaiserbädern sich ausdehnte; die westlichen Linien von
Neu-O fen und der D reyfal t ig keitsstad t begranzte die Heiligen,
Geist-Vorstadt. Mehrere folgende Jahrhunderte wirkten auf den Flor
der'Stadt theils wohlthätig, theils verheerend ein. Von der Zeit der
glücklichen Befreyung Wien's im Sept. 1683 behielten die kaiserlichen
Waffen über die türkischen fast ununterbrochen die Oberhand. Zwar muß-
te die 1634 mit vieler Thatkraft begonnene Belagerung von O. am l.
November wieder aufgehoben werden, nachdem wiederholte Stürmeund
verheerende Krankheiten binnen 3 Monathen gegen 25,000 Mann im
Belagerungs-Corvs aufgerieben hatten, aber das Glück verließ die österr.
Waffen nicht mehr. Diese Stadt war seit 146 Jahren in osmanischen
Händen, war damahls die 4. im Reiche, nach dem Range ihres Pa-
schas, und den Türken wegen ihrer warmen Bäder vorzüglich wichtig und
lieb. Zu gleicher Zeit besaßen sie mir derselben einigen Schein und An-
spruch fortdauernder Herrschaft über Ungarn. Der Grosi-Vezier gab dac
her Befehl, sie zu retten, es koste was es wolle. Mit Recht vor dem
Schicksale Kara Mustapha's bange, both er dem Herzoge von Loth«
ring en, dem heldenmüthigen Commandanten der Belagerungsarmee,
in Geheim dafür zwey andere Festungen und einen vortheilhaften Frie-
den , wenn er die Belagerung aufhöbe. Als der Churfürst von Bayern
und Ludwig von Baden gegen Pesth vorrückten, hatten die Türken diese
Stadt bereits verlassen und sich nach O. zurückgezogen, zugleich aber
die damahlige Schiffbrücke hinter sich abgebrannt. Schon am 23. Iuuy
ging die untere Festung (heutige Wasserstadt) über, aus der sich sammt-
liche Bewohner, ohne Gegenwehr, in die obere Festung geflüchtet, da-
bey aber jedes Haus, jede Wohnung bis zur tinbrauchbarkeitruinirthat-
ten. Bey dem Umstände, daß nach der verunglückten Belagerung von
Wien, eine große Menge von Municion, Proviant und Kriegsgerä-
then in den dasi.qen Klöstern, Kirchen und Casematten verwahrt lag/
dabey aber ein großer Theil der flüchtigen türkischen Armee hier emen
neuen Anhaltspunct gefunden zu haben glaubte, erklärt sich leicht
die eben so ausdauernde als verzweifelte Gegenwehr in dieser Festung,
m welcher sich die seit 3 Monathen bis auf ein kleines Haustein
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie