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183 pernstein (Bergschloß).—pernstein, Wratisl. v..
pernstein, Herrschaft und uraltes Bergschloß im Brünner Kreise
Mährens, auf einem Felsengipfel, eine der merkwürdigsten alten Bur-
gen, der es nirgends an Solidität, aber durchaus an Symmetrie fehlt.
Zwey starke Ringmauern, zwischen denen sich ein tiefer Graben hinab-
senkt, umschließen das Schloß, in welchey 5 Thore führen, einst mit
Aufzugbrücken verwahrt. Durch den weiten Hofraum über eine Treppe
und durch ein altes gothisches, mit Wapen verschiedener ehemahliger
Burgherrn verziertes Portal gelangt man in das Innere. Auf dem süd«
lichen Bergabhange schließt sich ein englischer Garten mit mehreren Denk-
mahlern an, worunter jenes des verstorbenen Besitzers I gn . Freyh. v.
Schröfl , eines würdigen Patrioten, von Andr. Schweigt. Schon
im Anfange des 12. Jahrhunderts erscheinen die Besitzer der Burg mit
dem Nahmen Perstayn urkundlich. —- In der Nähe von P. bricht
weißer Marmor, Noch sind die herrschaftlichen Eisenwerke, Eisenhäm-
mer und Schmelzöfen zu bemerken.
pernstem, N)ratislaw v. Dieser in vieler Beziehung ausge,
zeichnete Staatsmann wurde 1520 zu Groß-Mese ritsch in Mahren
geboren, und bildete seine herrlichen Geistesanlagen auf den Hochschulen
zu Prag und Wien. Er weihte sich, nachdem er mehreren Feldzügen
beygewohnt, dem Civildienste und erwarb sich die Gunst Maximi-
lian's I I . , der ihn zum Rath, Kämmerer und Oberststallmeister er-
nannte, und 1567 die Würde eines obersten Kanzlers im Königreiche
Böhmen verlieh. 1573 ward er von dem Kaiser als Bevollmächtigter zu
dem polnischen Reichstage abgeschickt, um daselbst die Angelegenheiten
des Kaisers durchzusetzen. Auf P.'s Fürbitte bestätigte Maximi l ian
wider alle Erwartung sämmtliche Privilegien der Stadt Proßnitz in
Mähren, die des Kaisers Unwillen erregt hatte, weil sie eine Anzahl pi«
kardifcher Gelehrten und ejne denselben zugehörige Buchdruckerey auf-
genommen hatte. Nach dem Tode Maximi l ian 's I I . wurde P. von
Rudolph I I . in seiner Würde bestätigt. Übrigens war er nebst ftinen
Verdiensten als Staatsmann auch in Wissenschaft und unst nicht min-
der thätig, schätzte, unterstützte die Gelehrten mit nicht geringen Auf-
opferungen und vermehrte die zu Tobitschau aufgestellte Familienbi-
bliothek mit den kostbarsten zu seiner Zeit erschienenen Werken. Die
Schlösser Pernstein, Pardubitz und Leitomischl wurden von
ihm mit Gemälden berühmter Meister ausgeziert, Gärten neu ange-
legt und die Wasserleitungen vorzüglich verbessert. Eine Menge von ihm
für mehrere seiner Städte und Märkte ausgefertigten Privilegien zeugt
von seinem Bemühen, auch den Wohlstand seiner Unterthanen zu erhö-
hen, obwohl sein eigener durch seine Prachtliebe immer mehr herabsank.
Er starb den 30. Oct. 1587 und wurde auf dem Hradschin zu Prag
bey St . Ve i t in der sogenannten Pernstei n'schen Capelle beygesetzt.
Von seiner Gemahlinn Mar i a , einer Tochter des berühmten kaiserl.
Feldherrn und spanischen Grand Don Juan Maricquez de Lara,
hinterließ er eine Tochter Po lyxena und 2 Söhne Maximi l ian
und Johann. Erstere war zweymahl und zwar mit dem bö'hm. Oberst-
burggrafen Wi lh . v. Rosenberg und nach dessen Ableben mit Zden-
to. Ad albert, dem ersten Fürsten von Lobkowitz vermählt, durch
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie