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Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe N-Sed, Band 4
Seite - 191 -
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p e st se u ch e n. führte ganze Wagen voll Todte bey Tag und Nacht zu allen Thoren hinaus und warf diese zu Tausenden in große, zu diesem Zwecke gegra- bene Gruben, ^n Scharen liefen die Kinder heulend den Wagennach, auf welchen ihre Altern hinausgeführt wurden und die Zahl dieser verlasse- nen Waisen mehrte sich so sehr, daß der Stadtrath ganze Wagen voll dieser armen Geschöpfe aufs Land führen und dort auf öffentliche Kosten verpflegen ließ. Da dcr Arzte und Wundärzte immer weniger wurden, auch sich natürlich nicht gerne freywillig in Todesgefahr begeben wollten, so mußte man mehrere gefesselt in die Spitaler führen und endlich Ver- brecher zum Lazarethdienst verwenden, da sich das Übel so contagiös zeigte, daß sich die nächsten Nachbarn, ja Verwandten scheuten, sich zu berühren oder mit einander umzugehen. Stadt und Vorstädte, Straßen, und Plätze, Pasteyen, Gärten und Weingärten wimmelten von Kran- ken und Sterbenden. Bey dieser allgemeinen Noth zeichnete sich beson/ ders der wackere Fürst F e r d. W i l h. von Schwarzenberg aus, welcher täglich Vormittags und Nachmittags auf den Gassen und Plätzen herumritt, alles mit eigenen Augen leitete und sowohl durch reichliche Beysteuer, als auch durch nothige Maßregeln der Strenge das große allgemeine Elend zu lindern suchte. Im November trat eine scharfe Kälte ein und die Pest ließ schon etwas nach. Im December endlich wurde die Luft noch kälter und reiner und das Übel verlor sich gänzlich. Nun fanden sich auch wieder von allen Seiten betriebsame Menschen in Wien ein, welche die Verstorbenen zu ersetzen begannen und am Weihnachts- tage wurden allein bey S t . S teph a n 95 Paare getraut. Die Zahl der in diesem Jahre nur in der Stadt allein von der furchtbaren Seuche dahin Gerafften wird auf folgende angegeben: Im Jänner 410, im Februar 359, im März 3,797, im April 4,963, im May 5,727, im Iuny 6,557, im Iuly 7,507, im August.4,517, im Sept. 6,774, im Oct. 6,475, im November 2,400, also zusammen 49,436. Sammt den Vorstädten aber soll die Zahl ihrer Opfer 122,849 betragen haben, welche in 77 eigens dazu aufgeworfenen Gruben von großem Umfange, deren manche 4—5000 Todte faßte, begraben wurden. Gleich verhee- rend hatte die Seuche auch in den nahen Umgebungen W ie ns, weni- ger in den entfernteren und in den Provinzen gewüthet. <— 1691 herrschte neuerdings eine ansteckende Seuche in W i e n , es starben je- doch nur 36 Personen daran. Die letzte große Pest zu Wien und den Umgegenden entstand Anfangs 1713, sie war aus der Türkcy nach Ungarn gekommen und von da durch eine arme Weibsperson in Wien eingeschleppt worden. Vorzüglich wüthete sie in den Vorstädten, verschonte aber auch die Stadt nicht und verbreitete sich bald über alle benachbarte Ortschaften. Nebst den öffentlichen Andachtsübungen ge- brauchte man dießmahl durch die Vorsorge des Kaisers Car l VI . , der fortwährend in Wien blieb, bessere Vorsicht und Rettungsmittel und die Seuche wurde daher minder verderblich, als jene von 1679. Mir dem Eintritt der kälteren Jahreszeit ließ die Seuche nach, verschwand aber erst im Februar 1714 gänzlich.Der an diesem Übel in derStadt und dsnVor- stadten Dahingerafften zählte man 3,644. In den nahegelegenen Ortschaf- ten Döb l i ng , Dornbach, S ieve r i ng , Sa lmansdo r f ,
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Österreichische National-Enzyklopädie Buchstabe N-Sed, Band 4
Titel
Österreichische National-Enzyklopädie
Untertitel
Buchstabe N-Sed
Band
4
Autoren
Franz Gräffer
Johann Czikann
Verlag
H. Strauß
Ort
Wien
Datum
1835
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.3 x 22.0 cm
Seiten
660
Schlagwörter
Nachschlagewerk, Biografien
Kategorien
Lexika National-Enzyklopädie
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