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piccolomini , Octario Fürst. 2 l7
ganz zum Vortheil der Spanier. Zwar waren seine Versuche auf die
Schenkenschanze, auf H esdin und Msusson vergeblich; aber desto
glücklicher endete sich das Treffen, durch welches Thionvi l le (Die-
tenhofen) zurückerobert, und derMarschall Fruquieresvon ihm ge-
fangen wurde l(1635—39). — Wieder in Deutschland thätig (1640)
hielt sich P. im festen Lager vor S a a l f e l d , bis auch die Schweden
von gleichem Mangel gedrückt, aufbrechen mußten, denen man nun
nach Franken und Hessen nachzog. — Zur Eröffnung des folgenden
Feldzuges (1641) drängte sich P. über Regensburg den Schweden
so rasch entgegen, daß er Banner durch den Böhmerwald bis nach
Zi t tau warf. S tange hatte sich in Neu bürg nach 4 Stürmen unbe-
dingt ergeben müssen. In Niedersachsen, wohin sich der Kriegsschau-
platz zog, hatte das Verlorne Treffen vor Wo l fenbü t te l keine be-
deutenden Folgen; da die Belagerer zuletzt selbst abzogen, und von den
Kaiserlichen mehrere Städte genommen wurden. P. rückte vor Göt -
t ingen, ging aber wegen der zu weit vorgerückten Jahreszeit wieder
zurück, und sorgte für Winterlager, durch welche die Verbindung
des Heeres gesichert blieb. — Im Winter noch (1642) zog P. mit dem
Erzherzog Leopo ldWi lhe lm den Schweden nach in die Mark Bran-
denburg. Torstenson's Fortschritten in Schlesien Einhalt zuthun,
sammelte er ein Heer in Mähren, bey dessen Annäherung der Feind von
Br ieg ab>og, und welches ihm immer zur Seite nach Sachsen folgte,
bis dieser sich vor Leipzig setzre, und die unglückliche Schlacht vorfiel.
Durch die Stellung, die P. in seinem Winterlager nahm, drückte er
die Schweden von der Belagerung von Frey bürg weg, und that ih-
nen sonst noch Abbruch, bevor er seine Reise nach Spanien antrat,
dessen König ihn vom Kaiser erbethen hatte. — P. wurde mit großer
Auszeichnung aufgenommen, aber erst im folgenden Jahre nach den Nie»
verlanden beordert. Hier machte er sich sehr verdient, besonders damit,
daß er den Unternehmungen der französischen und holländischen Flotten
mit Nachdruck entgegenwirkte, und bey den Versuchen, Dünkirchen
zu entsetzen, alles aufboth, was Kenntniß. Erfahrung und Kriegslist
vermögen. Er rettete den Platz nicht; aber seine Anstalten machten ihm
auch bey dem Feind Ehre, und brachten seinen Nahmen am kaiserlichen
Hofe in so lebhafte Erinnerung, daß er (1643) zurückberufen ward,
das Kriegsglück zu wenden, das in den letzten Feldzügen dem österrei-
chischen Heere den Rücken gekehrt hatte. Seine Ankunft brachte
neues Leben unter die mißmuthig gewordenen Truppen; der Feind
musite aus Bayern und der Oberpfalz weichen, und wagte von dieser
Seite aus keine bedeutende Unternehmung mehr. Nach völlig geendig-
ten Feindseligkeiten erschien P., der ein eben so gewandter Staatsmann
als vollendeter Feldherr war, in der Eigenschaft eines ersten kaiserlichen
Bevollmächtigten auf dem Convent zu Nürnberg (1649), wo es, den
westphälischen Frieden zur Vollziehung zu bringen, und Deutschland
von dem lästigen fremden Kriegsvolke zu befreyen, noch so manchen An«
stand gab. Sein Erfolg in dem schweren Geschäfte und die Empfehlun-
gen der reichsstandischen Abgeordneten erwarben ihm vom Kaiser den
Reichsfürstenstand; und was ihm dabey besonders zur Ehre gereicht.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie