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3W P y r k e r.
demien und gelehrten Gesellschaften, ist geb. den 2. Nov. 1772 zu
Langh in der Stuhlweisienburger Gespanschaft Ungarns. Sein Vater
war Gutsverwalter daselbstund ließ ihm eine sehr gute Erziehung angedei,
hen. 1780 kam P. nachStuhl weißen bu rg, besuchte daselbst die Ele-
mentarschulen und studirte auch die Humaniora, darauf horte er in der
Akademie zu Fünfkirchen die philosophischen Vorlesungen. Um, dem
Willen seiner Ältern gemäß, sich der öffentlichen Geschäftslaufbahn zu
widmen, ging er nach Ofen; da sich aber seine Anstellung verzögerte,
studirte er steißig die deutsche, italienische und französische Sprache und
erhielt 1792 die Stelle eines Secretärs bey einem Grafen inPalermo.
Er schiffte sich zu Venedig nach Palermo ein, kam jedoch nach
wettigen Monathen auf einem Schiffe wieder nach Venedig zurück.
(Die in manchen seiner Biographien vorkommende Geschichte seiner Ge-
fangenschaft zu Alg ier und romanhaften Befreyung ist gänzlich unge-
gründet.)VonVenedig reisteP. nachWien, wo er sich dem geistlichen
Stande widmete und 1792 in dem Stifte L i l ienfe ld in den Orden
der Cistercienser trat. In dem bischöfl. Seminar zu St . Polten stu-
dirte P. die Theologie und machte sich daselbst die griechische und engli-
sche Sprache, nebst den Anfangsgründen der hebräischen eigen. 1796
wurde er zum Priester geweiht und bereitete sich schon zur Professur des
Bibelstudiums vor, als ihm 1798 der damahlige Abt die Leitung der
Stiftsökonomie, so wie später die der Stiftskanzley und des Waldamtes
auftrug, wodurch P. so viel beschäftigt war, daß ihm zu seiner litera-
rischen Thätigkeit, wozu er sich von frühester Jugend an hingezogen
fühlte, wenig Zeit übrig blieb. 1807 erhielt P. die Stiftspfarre Ti r-
nitz unweit L i l ien fe ld, 1811 aber wurde er bereits wieder alsPrior
in das Srift berufen und erhielt schon das folgende Jahr nach dem Tode
des Abtes in der Capitelwahl einstimmig dessen Stelle. 1318 ertheilte
ihm Kaiser Franz das erledigte Bisthum Zips in Ungarn, 1820 er-
nannte ihn der Monarch zum Patriarchen von Venedig, mit welcher
Würde auch 1821 die eines geh. Rathes verbunden wurde. 1827 erhielt P.
vom Kaiser das erledigte Erzbisthum Er lau und die damit verbundene
Erbobergespanswürde der Heveser und äußern Szolnoker Gespanschaft,
welche hohe Stellen er noch gegenwärtig bekleidet. 1832 begann P. den
Bau der neuen Cathedralkirche in Er lau, welchen er seitdem mit vielen
Kosten auf das prachtvollste ins Werk gesetzt. — In seinem literarischen
Wirken machte sich P. hauptsachlich zur gewagten Aufgabe, im Geiste
Homer's ein selbstständiges deutsches Epos zu gründen; die Form des-
selben hat er auch glücklich aufgefaßt. P.'s im Drucke erschienene Werke
sind: Tunisias, ein Heldengedicht (welches die abenteuerliche, so gräß-
lichverunglückte, Expedition Carl's V. nach Tun is , in 12 Gesängen,
zum Gegenstande hat.) Wien, in 3 Ausgaben 1813—20 und 1826, wur-
de auch von Ma l ip iero in italienischer Übersehung (Venedig 1827)
herausgegeben. — Perlen der heiligen Vorzeit, biblisch-epische Gedichte,
Ofen 1321, 2. Aufl., Wien 1826; ital. Übersetzung, Brescia 1824;
ungar., Ofen 1330. Lateinisch lieferte Pet. So le t t i eine der klei-
neren epischen Dichtungen P.'s (^Ii'al)l8 libri I I I . Treviso 1834). —
Rudolfias (oder Rudolph's von Habsburg Thaten) in 12 Gesängen (sein
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie