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sundem Raisonnement, welches sich in der glücklich erfundenen Einkleidung,
in Relationen eines ungebildeten, jedoch mit hinlänglichem Hausverstande
begabten Bauernjungen an seinen reichen Vetter drastisch genug ausnahm
und seines Zweckes nicht verfehlte. Diese Hefte lesen sich mit Bezug auf
ihre Grundidee fast wie eine glückliche Travestie der Briefe des Anarchar«
sis. Die eingestreuten Noten von einem Wiener tragen zur Leben-
digkeit der Darstellung nicht wenig bey. Übrigens war R. nach dem Zeug»
nisse Aller, die ihn kannten, ein sehr gebildeter, angenehmer Gesellschaf-
ter, guter Patriot und rechtschaffener Staatsbürger, welche letzte Ei«
genschaft sich auch auf ungezwungene und ungesuchte Weise in seinen
Schriften kund gab. Er starb zu Wien den 16. Iuny 1313. Die Ei-
peldauerbriefe wurden nach seinem Tode von F. C. Gewey mit vie«
lem Glücke fortgesetzt, nach dessen Tode 1819 jedoch mit weniger von
A. Ba'uerle, der sie auch 1321 ganz aufgab. Die neuerlich erscheinen«
den Briefe des Hans Iörgel:c. (s. Gleich) sind ebenfalls Pflanz,
linge derselben Idee. — R.'s übrige im Drucke erschienene Schriften sind:
Die Feldmühle, Lustsp. Wien 1773.—Abc-Buch für große Kinder, eb.
1781. (Anonym.) — Angenehme Sommer- und Winterlectüre. 3 Thle.
eb. 1790. —Sammlung der Theaterstücke, eb. 1792. — Die Geister«
seherinn, Singsp. ed. 1797. —Wucher und Weibertrug, Lustsp. eb. 1800.
—Der junge Grieche und die entlarvte Heuchlerinn, Lustsp., eb. 1301.
—Das alte und neue Wien, oder es ist nicht mehr wie ehemahls, 3
Hefte, eb. 1300. — Das Land der Liliputer, ein Traum und auch kein
Traum. (Anonym.) — Der Glücksvogel, oder Fortunatus Wunschhütel der
Zweyte. eb< 1802. — Die Eifersucht durch einen Schuh, Lustsp. eb.
1802. —Urtheil des Paris, travestirt, eb. 1802. — Was wirkt nicht
oft ein Bancozettel, eb. 1302. — Der verwandelte Rittmeister, eb.
1805. — Cornelio d'Orononte, Schausp. eb. 1310. — Derdankbare Liefe«
rant, Lustsp. 1310. — Die Spielerinn oder die Diener dreyer Herren,
Lustsp. ed. 1810. — DieZimmerherren in Wien,Lustsp. eb. 1310.— Kleine
satyrische Schriften und Gedichte, eb. 1311. — Das Raubermädchen von
Baden oder Soliman vor Wien. Schausp., eb. 1811. Die lächerlichen
Projectanten, Lustsp., eb. 1811. Auch verfaßte R. ein, sowohl für
die Jugend, als auch für Studirende dienendes gramaticalisches Wör-
terbuch. 2 Bde. Wien 1794.
Ridler, I oh . N)il l)., k. k. Regierungsrath und Vorsteher der
Universitats-Bibliothek in Wien, warben 12. April 1772 zu L eitme-
ritz in Böhmen geboren. Seine Studien begann er auf dem Gymnasium
seiner Vaterstadt und vollendete sie auf der Universität zu P rag , wo
besonders die Professoren Seib t, Meißner und Cornova vor-
theilhaft auf seine Bildung einwirkten. 1791 kam R. nach W i e n ,
wo er die Erziehung einiger adeligen Jünglinge übernahm und zugleich
die juridischen Studien hauslich fortsetzte. 1301 erhielt er den ehrenvol-
len Auftrag, die Lehrkanzeln der Welt- und ö'sterr. Staatengeschichte
durch einige Jahre zu suppliren, bis er 1304 zum wirklichen Professor
dieser Wissenschaften ernannt wurde. 1307 ernannte ihn Kaiser Franz
in Rücksicht seiner trefflichen Kenntnisse und -Eigenschaften zum Erzie-
her bey dem Erzherzoge Franz Car l ; 1809 erfolgte R.'s Ernennung
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie