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S a l i e r i.
dock ein edler Patricier, Giova nn i Mo c en i g o nahm ihn in seinen
Schutz. Der Capellmeister von San Marco, Pescetti, war sein er-
ster Lehrerin Ven edig. Bald wurde ihm dieser jedoch durch den Tod ent-
rissen. Nun unternahm Passini dessen Unterricht. Er Machte beeutende
Fortschritte, denn schon die erste Grundlage seines musikalischen Wissens
war tüchtig, da der berühmte Organist Simon i, einer der bestenSchü-
ler Mart ini 's, zu B o logn a seinen ersten Unterricht auf dem Flü-
gel geleitet hatte. Nun sollteS. nach Neapelgesendet werden, um in
den dortigen Conservatorien sich vollends auszubilden. Zu dieser Zeit
hielt sich der kaiserl. Hof-Capellmeister, Florian G aß mann in V e-
nedig auf. In einer Abendgesellschaft bey Mocenigo hörte Gaß-
mann den damahls sechzehnjährigen S. singen und Clavier spielen. Der
Jüngling gefiel G aß mann. Er erkundigte sich nach seinen Verhalt-
nissen, und machte ihm den Antrag, ihm nach W i en zu folgen, wo er
für seinen Unterricht und für sein Fortkommen Sorge zu tragen versprach.
Dieß geschah 1766. Gaßmann hielt redlich Wort. S. fand nicht nur einen
Lehrer, sondern auch einen Vater an ihm. Er genoß G aß man n's Un-
terricht bis an dessen Tod. Das Talent S.'s entwickelte sich schnell und
kraftig. G aß mann stellte seinen Schützling der Kaiserinn Ma ri aT h e-
resia und dem Kaiser Joseph I I . vor, und empfahl ihn der Huld
der Monarchen. Sie wurde ihm in den gnädigsten Ausdrücken zugesi-
chert, S. wurde seinem Lehrer als Substitut beygegeben. Er dirigine
öfters das Orchester, ertheilte Unterricht, studirte nach italienischer Sitte
den Mitgliedern der italienischen Oper die Parten ein u. s. w. Dabey
verblieb er stets in dem Hause seines Meisters, als ein Mitglied seiner
Familie betrachtet und geliebt. Nun trat er auch bald als selbstschaffen-
den Künstler auf. Er schrieb 1770 seine erste Oper: I^ e vonne leuerato,
welche mit entschiedenem Beyfall aufgenommen ward. Durch diesen gün-
stigen Erfolg ermutbigt, componirte er nun mit dem regsten Fleiße fort.
Schnell hinter einander erschienen die Opern: I^'^inni-e innacente, il
Don (Üln5<:l0t6, ^rmi6a, ia iierg 6i Venexia, il Varons c^ i Ii.oc-
ca antioa, la Hecckia i-apita, und la I^ucanäiei-a. Alle die genann-
ten Werke wurden mehr oder minder beyfallig aufgenommen. S.'s Nah-
me wurde nun allenthalben vortheilhaft bekannt. 1774 starb Gaß-
mann, S. wurde nun Director der Kammermusik. Er zeigte sich dieser ho-
hen Auszeichnung nicht unwürdig. Sein Fleiß war rastlos. Nach dem
Tode seines Meisters schrieb er: I^ a (^alamnu (U (loni, la lintasc^
ina, die Cantate: I^ a sconlitta cli Lorea, die Cantate: II 1>ion^
so slella gloria 6 6e1Ia virtü und das Oratorium: I^a Passion« cli
(^iesii Oiäw. — Bald sollte ihm auch die Freude zu Theil werden,
sein Vaterland wiederzusehen. Als rufloser Jüngling hatte er es ver-
lassen, als gefeyerter Meister sollteer es wieder betreten. Das große
Theater äella 8caÜ2 in Mai land war eben vollendet. S. erhielt den
ehrenvollen Ruf zur Eröffnung derselben eine Opera seria zu schreiben.
Er nahm diesen Ruf freudig an. Kaiser Joseph I I . ertheilte ihm die
Erlaubniß, selbst nach Italien zu gehen, und 2 Jahre daselbst zu ver-
weilen. Dort schrieb er nun für die bedeutendsten Bühnen der Halbin-
sel die Opern: I^urnpH riconosciuta, la 8cuola 6o' Oelo5i, la
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie