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S a p h i r.
in der Domkirche zu Br i re n und des Freyb. I o s. von Sperges i«l
eer Mariahilfkirche zll Innsbruck, bey welchen beyden die trauernden
weiblichen Figuren wahren antiken Geschmack verrathen. Im Fache dcr
-Architekl^r aber gibt Zeugniß die Pfarrkirche zu Bruneck und die
Pfarrkirche zu Antho lz ; Letztere wurde nicht nur nach seinem Ent-
würfe, sondern auch unter seiner Leitung ausgeführt, auch die Altare
daselbst urd der Hochaltar zu St . I a cob in Afra und die Seitenal-
täre des heil. Sebastian und des heil. Joseph in der Pfarrkirche
zu Bruneck sind von seiner Hand. ' >
Saphi r , Moriz Gott l lcb, ward am 8. Februar 1795 in
Lovas-Bereny, einem kleinen Dorfe unweit O f en geboren. Sein
Vater, Got t l ieb S . , ein israelitischer Kaufmann, wollte ihn dem
mercantilischen Leben widmen, aber schon frühzeitig zeichneten diesen
die ungewöhnlichsten Geistesanlagen aus. Bis zum 13. Jahre blieb er
daheim, eifrig beschäftigt mit der Erlernung der hebräischen Sprache.
Sein Scharfsinn in Entwicklung der spitzfindigsten Lehren des Talmud's
erregte schon damahls allgemeines Erstaunen der Lehrer, und der Vater
fühlte sich verpftichtet, zur Entwicklung des glänzenden TalenteS den
Sohn nach P r a g , wo an e'ner Art von Hochschule die berühmtesten
Lehrer unterwiesen, zu senden. 1806 kam er dort an, und machte so
bedeutende Fortschritte, daß er nahmentlich ein Diplom erhielt, in
jeder israelitischen Gemeinde über Streitigkeiten religiösen Inhalts voll-
gültig entscheiden zu dürfen. Alleinder glühende, lebeni'gierige Iüm li,ig
zog sich bald von diesen ernsten Studien zurück. Mit unwiderstehlichem
Zauber sprach,hn die Lebcnswarme und Geistesfvische der deutschen Li«
teratur-an. Bis 1814 blieb er in Prag , dann absolvirte er und girg
n ch Pest h zurück. War er jetzt gleich der deutschen Sprache rollkcm-
mn mcchtig, mit der lateini chen hinlänglich befreundet, so trieben iln
die erworbenen Kenntnisse nur um so mehr zur Erwerbung anderer. In
Pesth erlernte er die französische, englische, italienische Sprache, und
machte sich vertraut mit der ganzen neueren Literatur. Nach solchen
Vorstudien, mit solchen Kenntnissen glaubte er sich berechtigt, öffentlich
aufzutreten. 1821 entschloß er sich in Pesth einen Band: „Poetische
Erstlinge" herauszugeben. Dieses Pändchen verschaffte ihm schon einen
Nahmen in der Lesewelt, theils des Talentes wogen, das sich unver-
kennbar und unläugbar in ihm äussprach, vorzüglich aber durch eine
Recension Mül lner 's , der damahls den Rang des ersten Kritikers
durch Kenntnisse und hinlängliche Bissigkeit erkämpft hatte, und trotz
aller Anfeindungen behauptete. Mü l l ne r beurtheilte das Werkchen
sehr vonheilhaft, und verglich den jungen Autor mit Jean Pau l .
Diese Vergleichung ist vorzüglich merkwürdig, wenn man weiß, dasi
S. zu dieser Zeit Jean Pau l noch gar nicht kannte, und erst durch
M ü l l n e r ' s Worte, angeregt, sich mit ihm beschäftigte. Hierdurch
ermuthigt, ging S. nach Wien , und war Mitarbeiter an mehreren
dortigen Blättern, an dem Wiener Conversatior.sblatt, Schmidl's
literarischem Anzeiger :c. Zuletzt übernahm er die literarische Füh-
rung der allgemeinen Theaterzeitung. — 1324 verließ S. Wien ,
machte eine lange Reise durch Süddeulschland, und lies; sich in Ber-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie