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543 Schlesien (Gesterreichisch-), II. Geographie u. Statistik.
in vorgenannten Fürstenthümern 121 Kirchen zurückgegeben, dann er-
hielten sie auch die Erlaubniß neue Kirchen in den Städten Freystadt,
Hirschberg, Landshut, Mil i tzsch, Sagan und Tesch en zu
erbauen, die den Nahmen der Gnadenkirchen erhielten. Auch hinsicht-
lich der Erziehung, der Vormundschaft und der Gerichtsbarkeit erlangten
die Protestanten manche mildere Einrichtungen; so stiftete der Kaiser
1708 die Ritterakademie zu Liegnitz, in welcher auch junge protestan-
tische Adelige erzogen wurden. Vor Schließung des Altranstädter Ver-
gleichs fand 1707 die Erscheinung statt, daß sich die Kinder der Pro«
testanten auf freyem Felde zu vielen Tausenden zu Andachtsübungen,
Bethen, Singen, Vorlesen von Bibelstellcn, versammelten, und sich
weder durch ihre Ältern, noch durch die Obrigkeit davon abhalten ließen.
Selbst als die Schlacht von P u lta w a die Macht C a rl's X I I . ver-
nichtete, hielt der Kaiser sein gegebenes Wort. Zu bemerken ist noch die
Verwandlung der adeligen Lehngüter in den Fürstenthümern Br ieg,
Liegnitz und Woh lau 1705 in Erbgüter und die allgemeine Ein-
führung der Accise 1706; Joseph starb an den Kinderpocken 1711,
ihm folgte sein Bruder Ca r lV I . Die Stande traten 1720 der pragma«
tischen Sanction bey, und erkannten die Tochter des Kaisers, Mar ia
Theres ia, für ihre künftige Landesherrinn an. 1722 verlieh der
Kaiser dem Herzog L e o p o l d von Lothringen, dessen Sohn später
der Gemahl Mar ia Theresien's wurde, das Herzogthum Tejchen.
Als Kaiser Car l V I . am 20. October 1740 starb, erhoben Verschiß
dene Staaten auf die von ihm beherrschte Landermasse, Kie er durch
die pragmatische Sanction seiner Tochter M a r i a Theresia zuge-
sichert hatte, Ansprüche. Preußen forderte die 4 schlesischen Fürsien«
thümer L i e g n i tz, B r i eg, Woh lau und Iagerndor f ; auf
die ersteren 3 machte es durch die zwischen Brandenburg und Liegnitz
1537 geschlossene Erbverbrüderung, auf das letztere durch die Erbfolge
von 1642 Ansprüche. Da Osterreich auch jetzt die Forderung des Königs
von Preußen zurückwies, so rückte er am 16. Dec. 1740 mit einem
Heere in S. ein, drängte die unbedeutenden ö'sterr. Besatzungen hin-
aus, und besetzte ganz S.mitAusnahme der Festungen B r i eg , Neis«
se und Glog au. Nach den Schlachten von Mol lw i tz und Choto-
sitz kam am 11. Iuny 1742 der Friede von Bres lau zu Stande.
Osterreich trat darin ganz S . , mit Ausnahme von Teschen, Troppau,
Iagerndorf und des kleinen Gebiethes jenseit der Oppa, so w<e auch die
Grafschaft Glatz an Preußen ab, Preußen übernahm dagegen die auf
S. haftende, von England und Holland conlrahirte Schuld, und ver-
sprach die katholische Religion inz unveränderten Stande zu lassen. In
diesem Zustande blieb alles auch nach dem siebenjährigen Kriege (s. d.),
welchem 1763 der Friede zuHubertsburg (s. Friedensschlüsse)
ein Ende machte.
Schlesien (Oesterreichisch-), Herzogthum. I I . Geogra
p h i e und S t a t i s t i k . Das osterr. S. begreift den südlichen
Theil von Oberschlesien, der seit dem Hubertsburger Frieden bey Oster-
reich verblieb. Dazu gehören: Die Herzogthümer Teschen und Bielitz,
die am reckten Ufer der Oppa liegenden Theile des HerzogthumS Trop-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie