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Schneeberg (in Tyrol).
und Hochweide, eine Alpengegend im höchsten Style. Eine kleine Par«
thie Krummholz, welche sich zwischen dem Warriegel und dem Mitter«
berge herumzieht, ausgenommen, beleöt kein Strauch diese weite Ebb«
ne, von dichtem Moose und Alpenpflanzen mit zartem Grün überzogen,
aus welchem unzahlige blaue Sternchen des kleinen schonen Enzian her«
vorblicken. Tiefe Schluchten ziehen südwestwärts hinab in das Höllen-
thal, wohin sich auch der ganze Boden abstürzt und unzählige Klüfte
und Schlünde durchkreuzen denselben; viele mit ewigem Schnee erfüllt,
von der blendendsten Weiße bis zum tiefsten Grau mannigfach schattirt.
Zwischen dem Alpengipfel, der als eine lange Felsenwand emporsteigt,
und dem Kaisersteine liegen mächtige Schneefelder und ziehen sich oft
herab bis tief auf den Ochsenboden. Die Ochsenhütte ist 4 Schritt lang
und 2 Schritt breit, ein kleines hölzernes Zelt, in dem kein Mann
aufrecht stehen kann. Eine echt canadische Thüre ohne Schloß und Ban«
der dient zugleich als Eingang und Rauchfang, der nackte Boden, wenn,
es hoch kommt, ein Paar Breter, sind die Ruhestätte für die Beschwer«
den des Tages für den, der den Rauch schon so gewohnt ist, um ruhen zu
können. Trinkwasser ist nirgends herum, geschmolzener Schnee ersetzt
es. Dieß ist die Wohnung des Ochsenhirten, bis der erste Schnee ihn
zwingt, seinen Posten zu verlassen. Die Hütte liegt neben der Schnee«
grübe, einer der größten und tiefsten Schluchten des Ochsenbodens,
welche, selbst in den heißesten Jahren, immer voll Schnee ist, Unfern
von derselben ist eine merkwürdige Kluft, welche, wie die Führer sa-
gen, „keinen Hall gibt." Wenn man eine Pistole hinein abfeuert, ver«
schlägt sich der ganze Schuß so sehr in die Tiefe, daß man kaum einen
unbedeutenden Knall hört. Unweit von der Hütte ist auch der Saugrae
ben, der sich in das Höllenthal hinabzieht und eine der reichsten bota«
nischen Fundgruben des S.'s ist. In demselben befindet sich eine kleine
Quelle (Brünne!), der Lieblingsaufenthalt vieler Schlangen aller Gattun-
gen. — Merkwürdig ist auch der Kön ig stein, welcher vom Ochsen«
doden auf dem Alpengipfel führt, und zwar am obern Mande der Bock-
grube, einer breiten tiefen Schlucht, die sich hier in die Tiefe hinab-
stürzt und beym Kaiserbrunnen im Höllenthal mündet. Der Königstein
ist sehr berüchtigt wegen des Schwindels, der hier auf dem schmalen
Pfade viele Wanderer befallt. —Die beste Besteigung des S.'s geschieht
nach Schmidt vom Buchberge aus über den Hengst und den Warrie-
gel, wozu man 5 Stunden braucht. Von der westlichen Seite ersteigt
man den S. durch das Klosterthal über die Trcnkwiese und den Kuh-
schneeberg; dieser Weg ist 6 Stunden lang und ganz gefahrlos. — Auf
der nordwestlichen, westlichen und südlichen Seite steht der S. wie ab-
geschnitten da und an seinem Fuße windet sich das Höllenthal h^um;
aber auf den übrigen Seiten steht er mit andern Oebirgszwei.: en in Ver-
bindung, die sich nördlich bis an die Piesiing, östlich bis auf die Neu-
städter Heide und das Steinfeld und bis an die Schwarza ausbreiten.
Schneeberg, bey Srerz ing im Pusterthaler Kreise Tyrols,
7,764 Pariser Fuß über der Me^reefläche erhaben, auf dessen Höfe
eine so große Öffnung ist, daß man mit Pferden durchkommen kann.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Band 4
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe N-Sed
- Band
- 4
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 660
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie