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Seifensiedereien.
Seifensiedereien. Die Fabrikation der Seife und der Tasgker-
zen ist im österr. Staate em sehr wichtiger Arbeitszweig, und wird in
allen Provinzen in größerem oder geringerem Umfange betrieben. In
V enedig ist die Seifenfabrikation schon sehr alt, und die dasige Ohl-
seife ist ihrer Reinheit und Güte wegen in ganz Europa unter dem Nah-
men der venetianischen Seife berühmt. Von den auf dem festen Lande
bestehenden Seifenfabriken ist die in Verona eine der bedeutendsten
und besten. Die größte, schönste, und in Rücksicht der Anlage merk-
würdigste Fabrik in der Monarchie und auf dem europäischen Continent
ist die von Carl Aloys Chiozza in Triest, welche mit 17 Kesseln
(die größte Fabrik in Marseil le hat nur 15) und 53 Laugengruben
schon jahrlich 10,000 Ctr. Seife von 9 verschiedenen Gattungen erzeugt,
und dabey 77 Arbeiter beschäftigt hat. Würde sie mit voller Thätigkeit
betrieben, so könnte sie mit einem Personale von 200 Köpfen leicht 30
bis 40,000 Ctr. jährlich erzeugen. Ihre Seifen sind allgemein ge-
lobt. — In Ungarn ist Debreczin seiner leichten, weißen und
trocknen Seife wegen berühmt. Es sind in dieser Stadt gegen 100
zünftige Seifensieder mit 8 öffentlichen S. , in welchen die in 3 Classen
abgetheilten Seifensieder der Reihe nach ihr Gewerbe treiben. Die Mei-
ster von der ersten Classe sieden im Jahre 30 Mahl, die von der zwey-
ten 15 Mahl, die von der dritten 4 Mahl. Jeder Sud gibt 10 bis 12
Seifenklötze'f^ükt; 823ppan), zusammen alle 5,000 bis 5,500, deren
jeder trocken 100, noch feucht 120 bis 125 Pfund wiegt. In Ungarn
hat sich die Debrecziner Bereitungsart selbst unter den Hausfrauen sehr
verbreitet, so daß diese Kunst neben dem guten Brotbacken als ein
Haupterforderniß einer wirthschaftlichen Hausfrau angesehen wird. —
In Österreich unter der Enns zeichnet sich Wien durch seine
Fabrikate dieser Art aus, steht jedoch hinter Venedig, Triest und
Debreczin zurück. Die Hauptstadt zahlt gegenwärtig 35 bürgert, und
10 befugte Seifensieder, 10 Seifen-und Kerzenverschleißer, 1 Lurus-
und i Kllnstseifensieder. Zur Emporbringung derSeifensiederey in Wien,
oder eigentlich zum zweckmäßigen Betriebe derselben haben die an der
hiesigen Universität über dieses Gewerbe vormahls gehaltenen außeror-
dentlichen öffentlichen Vorlesungen des Professors Dr. Benj. Scholz
unstreiyg viel beygetragen. In den übrigen Provinzen wird in der Re-
gel nur gewöhnliche Fettseife von weißer oder grauer Art fabricirt. —'
Nur in Siebenbürgen verdienen außer der besonders guten weißen
Seife, die noch festere schwarze oder braune Seife, welche dort sehr be-
liebt ist, und deßhalb von Einigen durch Färben mit Ofenruß schlecht
nachgeahmt wird, und die schönen Kerzen aus Ziegentalg insbesondere
ausgezeichnet zu werden. — Der Handel mit Seifensiederwaaren ist von
Erheblichkeit, und erstreckt sich selbst bis ins Ausland. Venedig ver-
schickt seine Seife nicht nur durch die ganze Monarchie, besonders nach
der Lombardie, nach Südtyrol, Illyrien, Steyermark und Wien,
sondern auch nach dem südlichen Italien, nach Deutschland u. s. w.
Triest trieb vor einigen Jahren einen sehr bedeutenden Handel mit
Seife nach Frankreich und Amerika, und noch jetzt gehen die meisten
Triester Seifen ins Ausland. Ungarn macht mit der Debrecziner Seife,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Band 5
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe See-V
- Band
- 5
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 604
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie