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30 Wall is, Mich. Graf v.
in so weit es ihm die Stürme des Krieges erlaubtes. Der Verein zur
Unterstützung der Armen, ein anderer von 1309 zur Besorgung dürfti-
ger Familien, fanden in ihm den eifrigsten Beförderer; die Anstalt zur
Heilung und Bildung der Blinden, die Einführung der Sitte, die Ge-
burts- und Nahmensfeste der Landesfürsten, auch durch Vertheilung an-
sehnlicher Summen all Hausarme, ohne Unterschied des Glaubens, zu
feyertt/ verdanken ihm ihre Entstehung, und sind Denkmale, wodurch
er sich wahrend seiner Verwaltung in Böhmen den Segen der leidenden
Menschheit erwarb. Der Landesfürst zollte diesen Werken der Humani-
tät seinen Beyfall, und ihrem Beförderer seine volle Zufriedenheit. —
Einen glänzenden Beweis des Zutrauens seines Kaisers, und zugleich
eine Belohnung für die unter den schwierigsten Verhältnissen geleisteten
Dienste, erhielt W., als er am 15. Iuly 1310 zum Präsidenten der
Hofkammer ernannt, und nach Enthebung von diesem wichtigen Staats-
amte, den 16. April 1813 zum Staats- und Conferenzminister befor«
dert wurde. Die Verdienste, die er in diesen hohen Stellen, vorzüglich
während des denkwürdigen Kampfes der Völker um die Freyheit von
Europa, sicherwarb, wurden durch das goldene Civil-Verdienstkreuz,
und jene seiner dreyßigjährigen Laufbahn als Staatsbeamter, voll denk
würdiger Erinnerungen, durch das goldene Vließ belohnt, während ihn
auch die Stände von Tyrol nach ihrer Rückkehr ins Vaterhaus, 1814
in ihre adelige Matrikel aufnahmen. Um jeden Zwelg der Staatsver,
waltung auch wissenschaftlich zu ergründen, weihte er den größten Theil
seiner Muße dem unermüdeten Bestreben, das Vorzüglichste der neuen
Literatur kennen zu lernen; daher mehrere gelehrte Gesellschaften es
sich zur Ehre schätzten, ihn als einen warmen Freund der Wissenschaften
ihren Mitgliedern beyzählen zu können. Als W. den 24. Dec. 1317
zum Präsidenten der obersten Iustizstelle und der Gesetzgebungs-Hof-
commission ernannt wurde, widmete er sich der Rechtspflege mit seinem
ganzen gewohnten Eifer, welcher mit dem Reichthume seiner ausgebrei-
teten tiefen Kenntnisse bey seiner Energie höchst wohlthätige Verände-
rungen in diesem Zweige der Staatsverwaltung erwarten ließ. Doch
ein Nervenschlag überraschte ihn im Kreise der Seinigen, der plötzlich
den 18. Nov. 1818 seinen Tod herbeyführte.
Wal l is , Mich. Graf v . , k. k. Feldmarschall und Hofrriegs-
raths-Präsident, den 4. Jan. 1732 zu Neapel geboren, war 1743
in Militärdienste getreten. Während des ganzen Laufes des siebenjähri-
gen Krieges hatte er sich durch Einsicht und geprüfte Tapferkeit ausge-
zeichnet. Er erhielt auch 3 ehrenvolle Wunden, wovon die eine tödtlich
zu werden drohte. Zur Belohnung seiner erworbenen Verdienste wurde
er 1758 zum Obersten, 1767 zum Generalmajor, 1773 zum sseidmar-
schall-Lieutenant erhoben. Nach Absterben seines Vaters, 1774, er-
hielt er dessen erledigtes Infanterie-Regiment. Nach dem bayer. Erbfol-
gekriege, und nach Absterben des Feldzcugmeisters Frcyh. v. Ellt'ichs-
hausen wurde er 1733 zum commandirenden General in Mahren,
und nach dem Tode des Fcldzeugmcisters Grafen v. S io rov i ro 1737
zum commandirenden General in Böhmen ernannt. Als solcher wurde
cr alsbald zum Feldzeugmcister befördert, und als der ehemahlige Hof-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie