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W e i n b a u .
Magya räd , Rusth, Tokay, Odenburg, E r l au :c. herrscht
großer Fleiß und sorgfältige' Pflege des Weinstocks, in andern dagegen,
zumahl am linken Ufer der Donau, von Waizen bis S e m l i n , gro-
ße Vernachlässigung desselben. Die Anpflanzungsart ist durchaus die
griechische mit niedrigen Stöcken und Pfählen. Das Land erzeugt edle
und gemeine Weine, letztere in großer Menge, die nördlichen Wein-
gebirge liefern mehr weiße, die südlichen mehr rothe Weine. Im All-
gemeinen rechnet man^die ungar. Weine zu den süßgeistigen, seltner sind
die säuerlich geistigen, wie z.B. die österr. Weine und Rheinweine. Zu
den besten weißen Weinen gehören vor allen der Tokayer, der König aller
inländischen Weine, dann der Rusther, Odenburger, St. Georger, Ratzers,
dorfer, Schomlauer, Neszmiler, Steinbrucher, Rabavaczer u.a. Sie brau-
chen in der Regel langer als die rothen, bis sie sich reinigen und trinkbar
werden. Die best-n rothen Weine liefert das Araber Comitat, worun-
ter der Meneser der vorzüglichste ist, dann auch Syrmien, Croatien,
O fen , E r l au , V i l l äny und S i k los im Baranyer und Szek-
szärd im Tolnaer Comitate. Der syrmische W. ist der älteste in Ungarn,
und bis ins 16. Jahrhundert war der-Wein aus Syrmien der geschätzteste
aller ungar. Weine, bis es der Tokayer wurde. Man zieht in Syrmien den-
Weinstock ohne Pfähle und ohne die überflüssigen Triebe und Blätter ab-
zunehmen. Daselbst wird auch der bekannte Schillerwein (wegen seiner
Mittelfarbe zwischen Gelb und Noth also genannt) gewonnen, der in
guten- Gebirgslagen einen sehr angenehmen Gewürzgeschmack hat, und
sich nicht wässern läßt. In Preß bürg bildete sich in neuerer Zeit eine
Gesellschaft, deren Zweck es ist, die Weine Ungarns zu prüfen und alles
zur Verbesserung derselben beyzutragen. Sie hat bereits vortrefflichen so-
genannten ungarischen Champagner erzeugt, und in den Handel ge-
bracht. — In Siebenbürgen ist Wein ebenfalls ein Hauptproduct
des Landes, sowohl in Hinsicht auf Menge, als Güte, manche Sorten
kommen sogar den edleren Ungarweinen gleich, vorzüglich in der Ge-
gend" um Kükül lovär , Car ls bürg , B i r t h e l m , Müh len -
bach, Bistritz :c.; hie und da bereitet man auch Ausbruch. Man
zieht die Weinstöcke in mehreren Gegenden dieses Landes hoch und bin-
det sie in Bogen, in andern hält man sie niedrig, je nachdem Clima
und Lage es erfordern. — In der M i l i t ä rg ra nze ist die Pflege des
Weinstocks ziemlich ausgebreitet, zumahl am AbHange der Fruska Go-
ra, wo der vortreffliche rothe geistige Carlowitzer Wein wächst, auch
sehr guter Schillerwein wird daselbst erzeugt. In der Warasdiner
und banatifchen Gränze werden gute Weine gebaut, in den übrigen
Gegenden ist der W. , einzelne Ausnahmen abgerechnet, nur ge-
ring. — In D a l m a t i e n ist der W. ein Hauptgegenstand der
Landwirthschaft, hier gibt es auch, da Clima und Boden günstig sind,
vortreffliche Weine, die jedoch selten in Fässer kommen, sondern in
ledernen Schläuchen aufbewahrt werden. Die vorzüglichsten Wein-
gattungen , die ihrer Süße und ihres Feuers wegen ii^uoi-i ge-
nannt werden, sind der Malvasia von Nagusa, der Muscat von A l-
missa, der Maraschinowein von Sebenico, der Vugava von dor
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie