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W e l e s l a w i n . . 67
fung bey dem k. k. mährisch-schlesischen Appellationsgerichte und abge-
legtem Advocateneid das Decret als mährisch - schlesischer Landesadvocat.
W. hat sich stets mit vielem Fleiße auf die gründliche Kenntniß der Ge-
schichte und der Gesetze von Mähren verlegt, und die Resultateseiner
Forschungen in folgenden Druckschriften dargelegt: Sammlung der vom
Jahre 1600—1740 für Böhmen und Mahren- ergangenen Gesetze,
Wien 1795. — Sammlung der Verordnungen und Generalien für
sämmtliche Zünfte und Innungen, Brunn 1799. — Sammlung sämmt-
licher von 1729—92 zur Abwendung der Viehseuche ergangenen Ge-
setze, mit einer Abhandlung von den Laudemien , Prag und Leipzig
1799. — Mährens Kirchengeschichte, 1. Bd. bis zum Jahr 1199,
Brunn 1814; der 2, Bd. bis zum Jahr 1400 blieb ungedruckt, da den
Verfasser der Tod bey der nahen Peendigung überraschte. Er starb den
12. Februar 1315.
weleslawin, Daniel Adam v./ war 1546 zu Prag gebo-
ren; 1569 wurde er Magister der Philosophie an der Prager Univer-
sität, und man theilte ihm darauf das Lehramt der Geschichte zu. Wäh-
rend dieser Zeit bekleidete er auch verschiedene andere Ehrenstellen bey der
Akademie, wie er dann auch 1573 die Einkünfte der Universitätsgüter ver-
waltete. Nach seiner Vermählung 1576mitAnna, der ältesten Tochter
des berühmten Buchdruckers und Rathes in der Altstadt P rag , Georg
Melant r ich v. Aven t ino , ließ er sich gleich in den Adelstand er-
heben, und wählte das Prädicat von dem bey Prag gelegenen Dorfe
Weles lawin, woraus sein Vater abstammte. Als sein Schwieger-
vater 1530 starb, übernahm W. dessen bereits wohl eingerichtete
Buchdruckerey. Er brachte sie aber nach der Zeit zu einer Vollkommen-
heit, daß sie alle andern in den Prager Städten übertraf. Wegen der
Menge, Größe, Kostbarkeit und Pracht der Werke, die unter seiner
Aufsicht und in seiner Druckerey ans Licht traten, wurde er insgemein
der Architypograph genannt. W. hörte deßwegen nicht auf, sich zugleich
mit den Wissenschaften zu beschäftigen. Er verlegte sich ganz auf die Ge-
schichte seines Vaterlandes und die Ausbildung seiner Muttersprache.
Man muß ibm die Gerechtigkeit widerfahren lassen, dasi er unter den
böhmischen Historikern der erste war, der mit den einheimischen Schrift-
stellern nicht zufrieden, auch die benachbarten gelesen und benützt; der
die genaueste Zeitrechnung beobachtete, und seine Erzählungen mit Zeug-
nissen belegt hatte. Sein historischer Kalender leistet einen hinlänglichen
Beweis seiner großen Belesenheit und der Beurtheilungskraft, mit der
er schrieb. Alle Kenner kommen darin übcrein, daß die böhmische Spra-
che zur Zeit W.'s auf den höchsten Oipfel der Vollkommenheit gestie-
gen. In diesen gelehrten und für seine öandesgenossen nützlichen Be-
schäftigungen brachte W. den größten Theil seines Lebens' zu, bis ihm
dieses die Pest, welche 1599 zu Prag wüthete, am 13. Oct. raubte.
35 der damahligen Gelehrten in Prag sangen Klagelieder auf seinen
Tod. Folgende sind W.'s vorzüglichste in böhmischer Sprache geschriebene
Werke: Historischer Kalender, dessen, was sich an jedem Tage Merk-
würdiges zugetragen hat, nebst genealogischen Tabellen der Herzoge und
Könige in Böpmen , Prag 1577 , 2. Aufl. 1590. — ?o!ttia ki-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Band 6
- Titel
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Untertitel
- Buchstabe W-Z
- Band
- 6
- Autoren
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Verlag
- H. Strauß
- Ort
- Wien
- Datum
- 1835
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.3 x 22.0 cm
- Seiten
- 668
- Schlagwörter
- Nachschlagewerk, Biografien
- Kategorien
- Lexika National-Enzyklopädie